Heute gibt es einen Gastartikel von Tim Chimoy. Einige von Euch kennen seinen Blog Earthcity.de vielleicht schon länger oder haben das Interview gelesen, das Tim in der vergangenen Woche mit mir geführt hat. Tim schreibt viel über seine Erfahrungen als digitaler Nomade und darum geht es auch in seinem Gastbeitrag: Wie wird man zum Laptop-Nomaden? Los geht’s.
Kennt Ihr das Gefühl, dass Euch das Fernweh so richtig gepackt hat und Ihr ein Kitzeln in den Füßen bekommt? Ich hatte diese Momente schon allzu oft. Doch leider ist man meist zuhause gebunden und hat einen Job, eine Wohnung und vielleicht sogar eine Familie. Mal eben so weg – das erscheint schwierig.
Es gibt jedoch Wege, Reisen und Arbeiten so gut wie möglich miteinander zu vereinbaren und sich beim Reisen nicht auf zwei Wochen im Jahr zu beschränken. Ich arbeite deswegen sicherlich nicht weniger als andere, sondern nehme mir die Arbeit hin und wieder einfach mit!
Klar, man kann sich einen regulären Job im Ausland suchen oder im vorhinein lange sparen und sich ein Jahr Auszeit nehmen. Auch Au-Pair Jobs oder Praktika sind beliebte Wege, vorrausgesetzt man ist jung genug. Um sich dauerhaft ortsunabhängig zu machen, bedarf es aber einer anderen Strategie.
Zu allererst ging bei mir die Erkenntnis voran, dass Reisen und Urlaub nicht zwangsläufig das Gleiche sein muss. Reisen bedeutet ja im Grunde nur, dass man nicht zuhause ist, sondern eben unterwegs. Urlaub hingegen bedeutet in der Regel, dass man die Arbeit ruhen lässt und sich erholt. Wer viel unterwegs sein möchte, der kann zwar reisen, aber sicher nicht durchgängig Urlaub machen. Ohne Fleiß kein Reis.
Keine Frage, um das Arbeiten wird man nicht umher kommen, solange man nicht über größere Rücklagen verfügt. Aber ich möchte das auch gar nicht, denn meine Arbeit sorgt nicht nur für meine Einkünfte, sie macht mir Spaß und erfüllt mich. Solange ich die Arbeit also hin und wieder mitnehmen kann, läuft alles optimal. Das heißt allerdings auch: Man muss sich die Zeit zum Arbeiten einplanen und unterwegs in der Lage sein, seiner Arbeit auch nachzugehen.
Wie geht das? Arbeiten von unterwegs?
Wie man sich ein ortsunabhängiges Einkommen erarbeiten kann, das habe ich auf earthcity.de schon einmal in diversen Blogartikeln genauer erläutert. Man kann als Freelancer tätig sein, oder sich auch andere Online-Möglichkeiten zu nutze machen.
Die Wege sind so unterschiedlich wie die Möglichkeiten. Corbett Barr beschreibt auf seinem Blog zum Beispiel 64 Wege, um ortsunabhängiges Einkommen zu generieren. Jeder muss hier seinen eigenen Weg finden. Oft hängt dies ja auch von der Ausbildung bzw. der vorherigen Tätigkeit ab.
Im Grunde eignet sich jeder Job, der keine physische Anwesenheit erfordert. Wichtig ist natürlich, dass man selbst genug Motivation und Verantwortungsbewusstsein besitzt, um trotzdem zuverlässig seine Arbeit zu erbringen. Wer hier Selbstzweifel hat, der sollte sich ggf. eher mit Jobs vor Ort beschäftigen und es nicht unbedingt als Freelancer versuchen.
Was ist wichtig, um von unterwegs arbeiten zu können?
Für die meisten ortsunabhängigen Jobs ist eine gute Internetverbindung essentiell. Auch ein bequemer Arbeitsplatz ist wichtig, um dort seinen Laptop aufklappen zu können. Manch einem reicht als Arbeitsplatz der Liegestuhl am Strand. Ich für meinen Teil finde diese Vorstellung etwas zu romantisch und kann dort nicht arbeiten. Ich suche mir ein entsprechendes Hotel mit Arbeitsplatz, ein ruhiges Café oder, falls vor Ort vorhanden, einen sogenannten Coworking Space.
Hier muss jeder sein eigenes Modell finden, abhängig davon, wie intensiv man unterwegs ist. Selbst zähle ich mich wohl eher zu den ortsgebundeneren Nomaden und würde mich schlicht als „Vielreisender“ bezeichnen, da ich regelmäßig zuhause bin und dort auch viel Zeit verbringe. Eine oder zwei längere Reisen im Jahr reichen mir und mehr als 3 Monate im Jahr verbringe ich insgesamt nicht unterwegs. Für viele ist dies jedoch bereits eine lange Zeit. Für mich ist es perfekt, um das Fernweh in ausreichendem Maße zu stillen.
Es gibt verschiedenste Modelle des ortsunabhängigen Arbeitens. An dieser Stelle mache ich zur Vereinfachung mal drei Schubladen auf und versuche, zu kategorisieren. Natürlich gibt es aber auch viele Modelle links und rechts dieser „Schubladen“.
Der Dauer-Unterwegsler
Der Dauer-Unterwegsler ist (wenn überhaupt) zu Weihnachten mal in der Heimat. Er reist Vollzeit um die Welt. Er bezieht meist passive Einkünfte, lebt vom Schreiben oder hat einfach genug Geld gespart. Manch Dauer-Unterwegsler sucht sich auch regelmäßig vor Ort noch Jobs als Englischlehrer oder ähnliches. Dauer-Unterwegsler können gut mal allein sein, sind aber meist auch sehr kontaktfreudig. Sie sind überall auf der Welt zu finden, haben aber oft eine Vorliebe für „günstige“ Länder in Südost-Asien oder Südamerika.
Reisewütiger Schnäppchenjäger
Der reisewütige Schnäppchenjäger reist meist nur für wenige Wochen, aber ist trotzdem ständig auf Achse. Er nutzt sein zuhause als „Homebase“, ist aber sofort wieder unterwegs, wenn er die nächste Errorfare im Internet entdeckt hat. Der Schnäppchenjäger reist dorthin, wo das Angebot ihn hintreibt und hat meist prall gefüllte Meilenkontos. Viele Schnäppchenjäger arbeiten als Selbstständige Texter, Webdesigner, Programmierer oder ähnliches.
Gelegenheits-Nomade
Der Gelegenheits-Nomade ist recht viel zuhause und hat einen festen Arbeitsplatz. Er arbeitet von dort auch den größeren Teil des Jahres. Ab und an verschwindet er für 1, 2 oder 3 Monate und nimmt sich seine Arbeit einfach mit. Gerne sucht er sich einen festen Standort in der Ferne, von welchem er auf Entdeckungsreisen startet. Der Gelegenheits-Nomade muss meist ständig erreichbar sein und ist arbeitstechnisch zuhause etwas mehr eingebunden. Dieses Modell ist sicherlich für viele das am ehesten umsetzbare Modell. Es kommt dem Modell des gelegentlichen „Mini-Retirement“ sehr nahe.
Welches Modell erstrebenswert erscheint, dass muss Jeder mit sich selbst ausmachen. Vielleicht reicht es auch, einfach etwas unabhängiger zu werden und trotzdem die meiste Zeit des Jahres zuhause zu verbringen. Für mich hat das Leben auf diese Weise zumindest sehr an Qualität gewonnen, obwohl es durchaus auch Nachteile gibt. Man gibt ein großes Stück Bequemlichkeit auf und muss sehr viel im Vorraus planen. Nichts desto trotz, es lohnt sich.
Hallo Tim,
ich teste im März zum ersten Mal das leben und arbeiten in einer anderen Stadt und konnte mich nach deiner Beschreibung direkt als „Gelegenheits-Nomade“ einordnen. Sehr gut :-).
Viele Grüße
Dennis
Hey Dennis,
Danke für Deinen Kommentar! Gelegenheits-Nomade ist eine gute Wahl :) In welche Stadt geht es denn? Alles Gute. Tim
Nach Palma.
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