Bevor meine Erinnerungen verblassen, weil Vietnam komplett anders ist, möchte ich in einem letzten Artikel noch ein paar weitere Hong Kong Eindrücke festhalten, denn Hong Kong ist noch viel mehr, als nur Skyline und Kowloon.
Es wird ein bisschen chaotisch, aber ich versuche etwas Struktur in die vielen Eindrücke zu bringen. Viele sind nur einen Satz wert, beschreiben aber trotzdem ganz gut, wie es in Hong Kong aussieht. Doch zunächst noch ein paar Sehenswürdigkeiten:
Kowloon Park
Kowloon hatte ich im Wesentlichen ja schon abgehandelt, aber erwähnenswert finde ich noch den Kowloon Park. Der erinnert ein klein wenig an den Central Park in New York, auch wenn er viel kleiner ist und ganz anders aussieht. Er liegt allerdings mitten zwischen den Hochhäuserschluchten von Süd-Kowloon und weil der Park ein paar Meter über dem Straßenlevel liegt, fühlt man sich wie in eine andere Welt gehoben mit weniger Lärm und viel weniger Hektik. Von allen Seiten reflektieren die Wolkenkratzer das Sonnenlicht (wenn die Sonne mal scheint) und das allein ist einen Umweg durch den Park wert.
Victoria Peak
In jeder Stadt ist es ein Highlight, den Ort von oben zu sehen und obwohl es das so oft gibt, machen immer wieder alle mit und zahlen auch noch Geld dafür und so auch ich. Victoria Peak ist mit ca. 550 Metern der höchste Berg auf Hong Kong Island. Man kann den Berg hochlaufen. Doch der Weg ist schwer zu finden (hab’s versucht), sehr steil und unspektakulär (beim Abstieg gemerkt). Man kann sich auch ein Taxi nehmen oder man nimmt die Peak Tram, was ungefähr alle machen. An einigen Tagen wartet man wohl bis zu zwei Stunden, um von dieser Bergbahn nach oben gezogen zu werden. Bei mir waren es nur 30 Minuten. Allerdings ist die Fahrt kein wahnsinnig tolles Highlight, da man eigentlich nichts sieht. Von oben sieht man dafür umso mehr, nämlich einen 360 Grad Blick auf Hong Kong Island. Auf dem Berg gibt es auch ein paar Pfade, die man entlangwandern kann, um verschiedene Perspektiven zu genießen. Natürlich gehört auf den höchsten Berg Hong Kongs auch ein Shopping Center!
Mid-Level Escalators
Mitten in den Schluchten Hong Kongs befindet sich eine 800 Meter lange Rolltreppe. Nicht durchgehend, aber man legt diese Strecke ohne viel Laufarbeit zurück. Die Rolltreppe überwindet dabei einen Höhenunterschied von 135 Metern. Dadurch sollten mehr Fußgänger in die westlichen Bezirke gelotst werden, wo es sehr steil ist. Hat wohl geklappt.
Lantau Island
Abseits von Hong Kong Island und Kowloon liegt die Insel Lantau. Dort wurde zum einen der Flughafen angedockt, zweitens gibt’s dort ein Disneyland und drittens sitzt in den etwas abgeschiedeneren Bergen der Big Buddha. Diesen erreicht man am besten mit der Gondelbahn Ngong Ping 360. Als ich an der Station ankam, stand schon eine lange Schlange vor mir. Meistens drehe ich bei sowas um, aber ich bin immerhin schon ans Ende von Lantau Island gefahren und habe die Dauer auf etwa 30 Minuten geschätzt. Das könnte auch hingekommen sein, allerdings konnte man von dort nicht den zweiten Teil der Schlange sehen, die auch noch mal gute 30 Minuten in Anspruch genommen hat. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon keinerlei Lust mehr auf Big Buddha, aber nach so viel Warten und mit dem teuren Ticket in der Hand drehe ich natürlich auch nicht mehr um.
Der Ausblick von der Gondel war dafür sehr schön und die Fahrt hat sicherlich irgendwas zwischen 20 und 30 Minuten gedauert. Es hat sich herausgestellt, dass Big Buddha weit, weit weg in den Bergen sitzt. Zum Ende der Fahrt hin war es so windig, dass man in der Gondel sein eigenes Wort kaum verstand und es hat ordentlich geschaukelt.
Trotz der Abgeschiedenheit war im Big Buddha Dorf einiges los und es gibt dort oben Starbucks, Subway und 7-Eleven, um nur einige zu nennen. Der Buddha ist nicht so wahnsinnig spektakulär (ich will aber auch so langsam einfach keine Buddhas mehr sehen), von ein paar Kilometern Entfernung aus macht er aber was her, wie er da so auf seinem Berg sitzt. Nebenan gibt es noch einen kleinen Tempel und auch wieder ein paar Hiking Trails, von denen ich mir einen kurzen ausgewählt habe. Auch, um noch etwas Zeit vergehen zu lassen, bis der Wind sich etwas legt.
Ein paar Auffälligkeiten
In Hong Kong gibt es ein paar Dinge, die einfach auffallen (positiv, negativ oder neutral):
- Wenig Sonne: Ich wurde schon vorgewarnt, dass die Sonne in Hong Kong nicht oft scheint und so war es dann auch, wobei ich wohl noch Glück hatte. Von 10 Tagen habe ich die Sonne immerhin an 5 Tagen gesehen! Oft aber nur für wenige Stunden. Mehr ist hier einfach nicht drin. Sonst ist es bedeckt. Richtig geregnet hat's aber auch nur einmal.
- Es gibt unzählige Methoden der Fortbewegung: Die gängigste ist die Metro bzw. MTR genannt. Das Netz ist für die zentral gelegenen Gegenden außerordentlich gut ausgebaut. Sehr modern, alles sauber (Essen & Trinken steht aber auch unter Strafe), sehr preiswert, riesige unterirdische Tunnelsysteme. In 10 Tagen bin ich bestimmt 10-15km allein unterirdisch gelaufen! Man braucht sich keine Tickets zu kaufen, denn es gibt die super-bequeme Octopus Card (wie in London oder Singapur), mit der man nahezu jedes Transportmittel bezahlen kann und oft sogar in Shops wie 7-Eleven.
- Neben der MTR ist auch die Ding Ding ein erwähnenswertes Transportmittel. Die Ding Ding ist eine doppelstöckige Straßenbahn, die "ding, ding" macht und auf jeden Fall eine Reise wert ist. Jede fahrt kostet kaum mehr als 20 Cent und der Ausblick aus dem zweiten Stock ist ganz gut. Die Sitze sind allerdings hart und die Ding Ding kommt nur quälend langsam voran. Wer Strecke zurücklegen will, fährt mit jeder anderen Alternative besser, aber wer Zeit hat und was sehen will, fährt Ding Ding.
- Die Menschen sind sehr vertieft in ihre Smartphones. Manchmal würde es nicht schaden, wenn sie aufblicken, um Kollisionen zu vermeiden (das betrifft insbesondere, aber nicht nur, die Metro).
- Überirdisch nervt allerdings so manch eine Straßenführung. Eine eigentlich kurze Strecke von 1-2 km Fußweg kann sich ganz schön ziehen, wenn man ständig an Kreuzungen kommt, die man nur per Brücke überqueren kann und der Aufgang auch noch extra Wege erfordert. Jetzt geht das. Aber im Sommer bei 35 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit würde mich das richtig nerven.
- Es gibt sooooo viele Shopping Center mit unfassbar vielen Marken Stores. Ich dachte in Singapur gab es viel zu kaufen, aber Hong Kong schlägt alles. Ich weiß nicht wie viele Rolex Läden ich gesehen habe. Und von Armada, Burberry, Louis Vuitton fange ich gar nicht erst an. Wer kauft das alles?! Irgendwer muss ja, sonst würde es die Läden nicht geben.
- Auch auffällig fand ich die vielen öffentlichen Sportplätze. Für eine Stadt, die wenig Platz hat, ist das besonders bemerkenswert. Überall gibt es Basketball- und Fussballfelder. Mit dem Victoria Park besteht ein halber Park nur aus Fussballfeldern. Oft gibt's eine kleine Tribüne nebenan, von wo aus man die Spiele unter Flutlicht beobachten kann.
- Hong Konger scheinen Backwaren und vor allem Kuchen zu mögen. Für Asiaten scheint mir das sehr ungewöhnlich zu sein und doch gibt's an jeder Ecke kleine Cake Shops.
Special Hong Kong
Ein paar Dinge sind aber nicht nur auffällig, sondern auch ein bisschen Special. Hier nur einige davon. Wobei ich sagen muss, dass mir nach ein paar Tagen immer weniger aufgefallen ist. Vermutlich habe ich mich einfach dran gewöhnt und geföhnte Hunde im Schaufenster waren nichts besonderes mehr.
- Der Frisör mit angeschlossenem Hundefrisör. Wie effizient ist das denn? Herrchen und Hund gleichzeitig frisieren lassen. Das macht einfach Sinn (in diesem Fall war Herrchen allerdings schon fertig und hat nur noch auf den Hund gewartet).
- Der Hundekinderwagen: Hunde in Hong Kong müssen wohl chauffiert werden oder dienen als Babyersatz? Nur so kann man sich einen Hundekinderwagen vorstellen, der nicht billig aussah!
- Apropos Hunde: Noch nie zuvor habe ich einen übergewichtigen Husky gesehen. Aber in Hong Kong gleich zwei davon. Huskies in engen Großstädten, das verträgt sich einfach nicht.
- Wo gibt's in Hong Kong Zahnärzte? Im U-Bahnhof natürlich. Gleich wenn man aus der Metro kommt, gibt's einen Dental Check und das mit offenem Wartezimmer.
- Oben schon kurz erwähnt, aber es ist Special und sehr cool: Man kann mit seiner Metrokarte auch bei 7-Eleven, McDonald's & Co. bezahlen. Der Trend geht zum Single Zahlungsmittel.
- An Bahnhöfen weisen Monitore darauf hin, dass man beim Niesen besser die Hand vor's Gesicht halten und besser seine Hände waschen sollte, bevor man Mund oder Nase berührt. Gute Tipps.
- Kein Platz für einen Flughafen im engen Hong Kong? Kein Problem, gibt ja genug Wasser in der Gegend, also schütten wir uns einfach einen Flughafen ins Meer.
- Die 2 Dollar Münze hat eine sehr außergewöhnliche Form. Ist mir so noch nicht untergekommen. Und Hartgeld ist in Hong Kong für meinen Geschmack zu dick und zu schwer. Ich war ständig dabei, Kleingeld loszuwerden.
- Gruselig wird's bei der in Plastik einzeln abgepackten Wiener, die in jedem Convenience Store bei anderen Snacks wie Schokoriegeln etc. ungekühlt liegt. Damit komme ich nicht klar.
- In Hong Kong gibt's Cafés, die sich eine Minmum Order erlauben und die liegt über dem Preis auch der teureren Café-Getränke. Business muss gut sein :)
- Fische in Plastiktüten - über diesen Anblick auf dem Gold Fish Market bin ich noch nicht ganz hinweg - vor allem so schön ein Reihe und Glied an die Wand gehängt.
- Effizient: In manch einem Shopping Center überspringen die Rolltreppen einzelne Etagen.
- Es gibt zu viele Uhren. In einigen Gegenden kommt man nicht durch, ohne immer und immer wieder auf tolle Uhren-Deals hingewiesen zu werden. Wer braucht so viele Uhren? Ich trage seit Jahren keine mehr.
- Man kann nie genug Security haben: In der Metro und in Parks stehen eine Reihe von Leuten, die darauf achten, dass niemand isst oder trinkt (dafür ist es aber auch wirklich sauber - der Zusammenhang ist nicht zu leugnen). In "meinem" Gebäude kommt man an drei Security / Concierges vorbei und mein Favorit: In der Hafengegend gibt es ein paar unscheinbare Sitzplätze, auf denen nie jemand sitzt und die wie Treppen aussehen. Hier steht den ganzen Tag jemand und hält Leute davon ab, auf den Sitzen zu laufen. Meiner Meinung nach wäre es einfacher gewesen, Sitze zu bauen, die nicht wie Treppen aussehen.