Kangaroo Island ist die drittgrößte Insel Australiens und ziemlich wild. Die nur 4.000 Einwohner verteilen sich vor allem auf die Ostküste und darüber hinaus wird es relativ ruhig. Die meisten Touristen kommen hierher mit einer 1-2 Tagestour aus Adelaide. Darüber habe ich auch nachgedacht, da ich einige Touren grundsätzlich mag, aber in Australien reden wir von absurden Preisen und das, um dann über die Insel gehetzt zu werden? Wer nicht mit einer Tour kommt, muss ein eigenes Auto mitbringen oder auf der Insel mieten, denn öffentliche Verkehrsmittel gibt es hier nicht. Die Überfahrt mit der Sealink Fähre kostet dann auch gleich mal $280! Glücklicherweise habe ich mal nicht online gebucht, sondern im Victor Harbor Visitor Center und habe dort ein nettes Package bekommen: Wenn ich eine Nacht auf einem Campingplatz buche ($25) gibt’s für die Fähre $100 Rabatt. Verrückter Deal aber mir soll’s recht sein. Durch solche Aktionen zieht Sealink viele Hotelbuchungen auf sich und knöpft den Betreibern dann 30% ab. Kein schlechtes Geschäftsmodell, aber Freunde machen sie sich damit auf der Insel nicht (nach dem was ich so höre).
Ich habe für Kangaroo Island vier volle Tage eingeplant und das scheint mir auch eine gute Zeit zu sein. Alles darunter ist Gehetze und bei allem darüber wird es schon sehr gemütlich. Man kann immer noch etwas mehr machen, denn ich habe auf ein paar Dinge verzichtet, aber wie ich schon schrieb, muss ich keine Leuchttürme mehr sehen und auch an weißen Stränden mit kristallklarem türkisfarbenem Wasser kann man sich übersehen. That said, die Insel ist wirklich schön. Im Mittelpunkt steht für mich aber das Wildlife. Ein großer Teil der Insel ist geschützter Nationalpark aber auch der Rest ist weitgehend unberührt. Es gibt nur sehr wenige befestigte Straßen, der Rest ist Dirt Road. Leider liegen trotzdem jeden Morgen neue Kangaroos und andere Tiere tot am Straßenrand. Zwischen 8 Uhr abends und 8 Uhr morgens sollte man am besten gar nicht im Auto sitzen, denn dann tobt das Wildlife auf den Straßen herum.
Tag 1
Kurz nach meiner Ankunft auf Kangaroo Island bin ich gleich zu Raptor Domain gefahren, um die Raubvogelschau miterleben zu können. Im Anschluss gab’s gleich noch eine Reptilienschau und wie kann ich da nein sagen? Eulen, Adler, Schlangen, Lizards, Drachen.. was man eben so braucht. Im Anschluss bin ich zu Seal Bay gefahren, eine der meistbesuchten Attraktionen auf Kangaroo Island. Hier liegen Seelöwen faul am Strand herum und lassen sich die Sonne auf den Bauch scheinen. Man möchte sofort auf sie zulaufen und sich dazwischen legen, aber das ist natürlich nicht erlaubt. In einem gebührenden Abstand von ca. 20 Metern verläuft die geführte Tour am Strand entlang. Später bin ich zur Murray Lagoon gefahren, etwas ab vom Schuss und nur über Dirt Road zu erreichen und so war ich da auch der einzige. Dort kann man auf ein paar Hiking Trails durch die Wildnis wandern, sieht hin und wieder mal ein Wallaby neben sich stehen und es gibt eine spektakuläre Aussicht. Danach ging es für mich auf den Vivonne Bay Campingplatz, auf dem ich zwei nette Australier kennengelernt habe.
Tag 2
Am zweiten Tag ging es weiter in den Westen zum Flinders Chase Nationalpark. Auf dem Weg dorthin gibt es eine relativ schöne Höhle, auch wenn der begehbare Teil recht klein ist. Man kommt jedoch nur mit einer geführten Tour rein und dadurch gibt’s immerhin ein paar brauchbare Informationen. Leider vertragen sich schöne Höhlen nicht mit einer Horde lauter Menschen und so war es etwas anstrengend. Weiter in den Westen fahrend, kommt man schnell zum Koala Walk. Das ist ein kleiner Wanderweg unter einer langen Reihe von Eukalyptusbäumen und wenig überraschend hängen dort einige Koalas herum. Später ging es für mich weiter in den Flinders Chase Park hinein auf einen schönen Hiking Trail und im Anschluss habe ich noch Admirals Arch und die Remarkable Rocks besucht. Ersteres ist ein schöner Aussichtspunkt für eine weitere Seelöwen-Kolonie (aber eine andere Rasse) und die Remarkable Rocks sind ein paar große Steine, die wie dort vergessen irgendwo auf einem Felsen herumliegen. Zurück auf dem Zeltplatz standen schon zwei Schweizer mit ihrem riesigen Wohnmobil auf meiner Parzelle herum und wir haben sie geteilt, da mein Zelt ja kaum größer ist als ich. Wir waren noch zusammen joggen (der Abend ist noch jung gewesen) und später haben sie mich in ihre Festung zum Essen eingeladen. Das war ein langer und guter Abend.
Tag 3
Am dritten Tag wurde es plötzlich richtig heiß. Während es in den letzten Wochen kaum mal wärmer als 25 Grad gewesen ist, waren es gestern plötzlich 35 Grad oder mehr. Alle möglichen Wanderungen habe ich daher von der Liste gestrichen und der Tag stand ganz im Zeichen von handzahmem Wildlife. Zuerst war ich im Parndana Wildlife Park, wo man mit etwas Futter in der Hosentasche der beste Freund aller Emus, Kangaroos, Wallabies, Enten & Co. werden kann. Einmal mit den Kangaroos beschäftigt, möchte ich gar nicht mehr gehen. Aber es ist extrem heiß und so gehe ich irgendwann doch. Nächster Stopp: Stokes Bay mit einem schönen Strand, bestem Meerblick, aber leider keinem Schatten. Nach einem erfrischenden Getränk ging es gleich weiter. Auf dem Weg liegt Paul’s Place – einem Wildlife Park nicht unähnlich, aber doch anders. Ich habe kurz überlegt, ob es sich lohnt, schon wieder Wildlife zu sehen, aber ja, es lohnt sich. Kaum angekommen, hat man die Hände schon wieder voll Futter für Kangaroos, Enten, Emus und ein Schaf (sehr aufdringlich). Das Ganze gleicht einer Art Tour, denn es geht zusammen mit anderen Leuten von Station zu Station. Nach den Kangaroos wird ein Koala vorgeführt, dem es aber entschieden zu heiß war und immer wieder vom Baum klettern wollte. Zwischendurch wurden noch ein Kangaroo- und ein Possum-Baby herumgereicht, bevor einem vier Vögel auf dem Kopf sitzen. Dann wird noch schnell ein Schaf geschoren und ehe man sich versieht, hängt einem schon wieder eine Schlange um den Hals. Business as usual in Paul’s Place und die $15 wert. Auf dem Rückweg nach Penneshaw habe ich noch eine Deutsche mitgenommen, die mit Work & Travel Visum ein paar Wochen auf der Farm gearbeitet hat. Am Abend habe ich versucht, Pinguine am Strand zu entdecken, aber nach anderthalb Stunden die Geduld verloren. Die folgende Nacht war nicht so gut, da erstmals viel zu warm. So saß ich in der Nacht in der Waschküche (dort gibt’s Strom) und bin ein bisschen im Internet gesurft.
Tag 4
Nachdem ich mein Zelt abgebaut habe, wollte ich zunächst den nächsten Campingplatz aufsuchen, der ganz in der Nähe von Penneshaw liegt. Kaum dort angekommen, stelle ich fest, dass nahezu alle öffentlichen Campingplätze geschlossen werden. Auch die Nationalparks und alle größeren Attraktionen auf Kangaroo Island werden verriegelt. Grund: Brandgefahr. Es ist heute so heiß (irgendwas in den 40ern) und trocken, dass von „Catastrophic Fire Danger“ die Rede ist. Aufgrund der Hitze kann ich mich heute zu kaum etwas durchringen und habe nur eine kleine Bienenfarm besucht und bin nach Kingscote gefahren, der einzigen nennenswerten Stadt auf der Insel. Dort saß ich dann in einem klimatisierten Café und habe den größten Teil dieses Berichts geschrieben. Um 17 Uhr gab es noch eine öffentliche Pelikan Fütterung. Australische Pelikane sind wirklich auch sehr sonderbare, aber schöne Tiere. Am Abend habe ich auf dem Campingplatz die beiden Schweizer wiedergetroffen, sowie einen redseligen Australier, der sich für Business, Politik und überhaupt alles interessiert. Sogar im Online Marketing kennt er sich einigermaßen aus ;-) Zusammen haben wir am späten Abend unseren ersten Wildlife Pinguin gesehen und dann noch einen Drink im eigentlich schon geschlossenen einzigen Pub im Ort genommen.
Kangaroo Island ist für jeden Natur- und Tierliebhaber eine Empfehlung. Wer es gern im Gebüsch rascheln hört, alle größeren australischen Tierarten beim Wandern oder auf dem Campingplatz sehen und sich von Kangaroos vollsabbern lassen möchte, der ist hier genau richtig. Für alle anderen gibt’s hier nicht so viel zu sehen.
hi Patrick,
habe interessiert Deine Ausführungen über Kangaroo Island gelesen und werde mal sehen, ob ich kurz vor dem Jahreswechsel auch so ähnlich über die Insel komme.
Ob es in Adelaide auch so ein Kombi-Ticket für die Fähre gibt? Ich werde nicht viel Zeit haben, denn ich lande 15.10Uhr und will noch auf die Insel…
Wenn Du ein paar Infos haben möchtest, ob sich irgendwo was geändert hat, dann schreibe mir. würde dann mal ein Auge drauf haben.
Viele Grüße aus Halle/Saale Klauspeter
Hallo Patrick, ich werde in ein paar Monaten nach Australien fliegen und Kangaroo Island besuchen. Allerdings werde ich nicht mit dem Auto fahren können. Gibt es eventuell einen Touranbieter, den du empfehlen kannst? Gern mit Fokus auf Wildlife, sonstige Events brauche ich eigentlich nicht. Danke für dein Feedback!
Hallo Inken,
leider nicht, da ich nur mit dem eigenen Auto gereist bin.
Ich sitze gerade auf der Insel (1.Tag) und wollte mich ein wenig informieren, da bin ich auf deinen Bericht gestossen. Einfach herrlich zu lesen und super Infos! Danke do lese ich sogar poetisch lange Texte! Daumen hoch!
Schön, viel Spaß :-)