Meine erste Station in Neuseeland ist mit knapp 400.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt des Landes. Seit mehr als zwei Jahren steht Christchurch beinahe nur noch für ein Thema: Erdbeben.
Am 4. September 2010 hat ein Erdbeben der Stärke 7,1 die Stadt mitten in der Nacht ordentlich durchgerüttelt. Das hatte Spuren hinterlassen, ist aber noch einigermaßen glimpflich ausgegangen. Ein paar Monate später, am 22. Februar 2011 (also vor fast exakt zwei Jahren), kam alles noch viel schlimmer.
Mittags um 12:51 Uhr hat es die Stadt so schlimm erwischt wie noch nie zuvor. 185 Menschen sind gestorben, die halbe Stadt war tagelang ohne Strom, mehr als einen Monat gab es kein Wasser und über 50% aller Straßen in der Stadt und im Umland mussten repariert werden.
Man kann sich das Ausmaß vage vorstellen, wenn man zwei Jahre später in eine Stadt kommt, die immer noch in großen Teilen in Schutt und Asche liegt. Die Innenstadt, die es hier mal gegeben haben muss, gibt es nicht mehr. Weite Teile sind gesperrt, es werden weiterhin Gebäude abgerissen und es gibt riesige leere Flächen, auf denen einmal Häuser gestanden haben.
Eindrücke aus der Red Zone
Neuanfang
Ein kleiner Teil der Innenstadt wurde in der Cashel Street in Form von Containern wieder aufgebaut. Eine Initiative namens Re:START hat dafür gesorgt, dass in diesen bunten Blechkisten einige der Geschäfte einziehen, die es vorher in der Gegend gegeben hatte. Hier gibt’s nun Bankfilialen, ein paar Cafés und kleine Läden. An Wochenenden unterhalten Straßenkünstler zahlreiche Zuschauer. Das alles macht einen sehr charmanten Eindruck.
In der Mitte dieser kleinen Container-Stadt steht Quake City. Eine Art Museum, das an die Erdbeben der letzten Jahre erinnert. Durch viele Fotos, Interviews und Filme kann man einen Eindruck von dem Chaos des 22. Februars 2011 gewinnen.
Einerseits ist die Stimmung in Christchurch bedrückend, wenn man durch durch die zerfallenen Gegenden läuft. Auf der anderen Seite verbreiten die bunten Container, Künstler und Menschenmassen eine positive Aufbruchstimmung. Allen ist klar, dass die Stadt Christchurch nie mehr sein wird wie sie einmal war. Aber es wird eine neue Stadt geben.
Unterkunft
In dieser besonderen Stadt ist auch meine Unterkunft dieses Mal etwas Besonderes gewesen. Für zwei Nächte war ich in der sogenannten „Jailhouse Accomodation“ untergebracht. Dieses Hostel war einst ein Gefängnis und das sieht man auch sehr deutlich.
Hallo Patrick,
ich warte schon ganz gespannt auf Deine Berichte aus Neuseeland und jetzt ist es endlich so weit. Wir überlegen auch, dort bald hinzufahren. Der erste Eintrag war schon sehr wertvoll, da wir letztes Jahr erst in L’Aquila (einer erdbebengeplagten italienischen Stadt) waren und dort auch noch deutliche Spuren der Zerstörung vorfanden. Ich bin gespannt, wie es weitergeht.
Sei gegrüßt und viel Spaß noch auf der Reise,
Fanny
Hi Fanny,
ich glaube aus Neuseeland gibt’s einiges zu berichten. Gestern hatte ich schon mein erstes optisches Highlight :)
Viele Grüße
Patrick
Hallo,
Danke für den wirklich interessanten Bericht! Ich hätte das nicht gedacht, bzw. Hab auch nicht drüber nachgedacht, dass es dort immernoch so immens viele Spuren des Erdbebens gibt.
Das ist zwar nicht ganz die gleiche Größenordnung an Katastrophe, aber nach der großen Flut in Prag hat man ein Jahr später nichts mehr davon gesehen.
VG Marianna
Hi Marianna,
mit Fluten kenne ich mich nicht aus (mit Erdbeben aber auch nicht besonders), doch das Problem in Christchurch scheint zu sein, dass im Zentrum einfach alles abgerissen werden muss. Die meisten Gebäude standen auch noch nach dem Beben, aber sie sind nicht mehr sicher. Und dann muss man einfach neu anfangen, eine komplette Innenstadt aufzubauen.
Allein schon der Prozess, sich zu überlegen, was man nun macht, dauert sicher eine ganze Weile. Die Stadt soll nicht wieder so aussehen wie sie war, es wird wohl „luftiger“ mit viel Freiflächen und keinen hohen Gebäuden.
Grüße
Patrick
Hallo Patrick,
verstehe. Schwierig vorzustellen.
Danke für die interessanten Infos.
VG Marianna
Dein Bericht ist beeindruckend, vor allen Dingen die Bilder. Es ist erstaunlich wie aus Elend und wirklicher Not immer wieder etwas Neues entstehen kann. Ein bisschen erinnert mich das Ganze an New Orleans oder Haiti, obwohl dort der Wiederaufbau nicht ganz so modern und stilvoll aussieht. Wusstest Du, das einige Städte in Deutschland nach dem 2ten Weltkrieg komplett nach dem alten Bild wieder aufgebaut wurden? Zum Beispiel Würzburg. Läuft man durch die Straßen sieht es „original alt “ aus.
LG
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Beeindruckender und betrübender Bericht. Ich war vor zwei Jahren in China durch ein Erdbebengebiet gefahren (Sichuan-Erdbeben vom März 2008). Da war auch eine neue Stadt neben der alten aufgebaut worden, die man vom Bus aus sehr gut sehen konnte. Da steckt so viel Arbeit dahinter, eine Stadt vollständig neu aufzubauen. Ich denke aber, dass sowohl China wie auch Neuseeland es schaffen werden, die Wunden des Bebens zu heilen.
Wenn du dich übrigens für so Katastrophenorte interessierst: Ich habe von einer Stadt im Nordosten von Papua Neuguinea (oder sind das schon die Salomon Islands?), wo eine ganze Stadt unter Vulkanasche begraben ist. Das ist alles schon etwas länger her und den Ort kann man auch problemlos (sofern man in dieser Gegend überhaupt von „problemlos“ sprechen kann) besuchen.
Danke für den Tipp! Ich weiß nicht, ob ich mich schon nach Papua Neuguinea traue, aber wenn ich dahin komme, schaue ich mir das an.