Am vergangenen Donnerstag erhielt ich aus allen Richtungen Glückwünsche. Deutlich mehr als an meinem Geburtstag. Was war geschehen?
Irgendwie schaffte es ein Interview mit mir auf SPIEGEL ONLINE und offenbar löste das nicht nur bei mir Begeisterung aus. Wie schrieb Adam Fletcher in seinem Buch How to be German so schön: „Es ist nicht wahr, bis es auf SPIEGEL ONLINE steht.“ Meine Bloggerei ist nun also endlich validiert.
Heute möchte ich Euch ein bisschen hinter die Kulissen blicken lassen. Wie kam es zum Interview mit dem größten deutschen Online-Medium, wie habe ich mich auf die Veröffentlichung vorbereitet und natürlich: Was hat’s gebracht?
Da stockte der Atem: Eigenes Foto + Name auf der SPIEGEL Startseite
Wie es zu dem Interview kam
Um ehrlich zu sein, ist das sehr unspektakulär. Eines schönen Morgens – ich saß gerade mit einer Tasse Kaffee in meinem Apartment in Tallinn – trudelte eine E-Mail in mein Postfach. Der Absender sah verdächtig aus: @spiegel.de. Spam? Phishing?
Nach genauerem Hinsehen entpuppte sich die E-Mail als authentisch. Beim SPIEGEL dachte man sich, mal eine Interview-Reihe mit Reisebloggern zu veranstalten und recherchierte dafür einige Namen. Offenbar hatte ich den Redakteur mit meinen Inhalten überzeugt und es auf die Liste geschafft.
Daraufhin nahm ich mir drei Tage Zeit, die Fragen zu beantworten. Ich habe alles etliche Male umgeschrieben und korrigiert bis ich zufrieden war. Eine Woche zuvor hatte ich meinen Artikel Geständnisse eines introvertierten Reisenden veröffentlicht. Da ich noch unter dem Eindruck der erfolgreichen Veröffentlichung stand, habe ich ihn bei der entsprechenden Frage als meinen liebsten Artikel angegeben.
Kurz darauf bekam ich eine Antwort. Das Interview würde in wenigen Tagen online gehen. Doch dann passierte: nichts. Ich hakte nach und bekam trotzdem keinen Termin. Jede Woche erschien ein Reiseblogger-Interview, doch ich hörte nichts mehr. Ich glaubte schon gar nicht mehr daran (waren meine Antworten zu langweilig?) und erzählte auch kaum jemandem davon.
Die heiße Phase
Erst in der letzten Woche kam erneut eine E-Mail des Redakteurs. Er bat mich, noch eine weitere Frage zu beantworten. Ich schickte ihm die Antwort am gleichen Tag. Als ich am nächsten Morgen aufstand, hieß es: Morgen früh geht’s los. Durch die 7-stündige Zeitverschiebung hatte ich noch einen halben Tag. Um Mitternacht mexikanischer Zeit würde der Artikel online gehen.
Via Facebook fragte ich bei Yvonne von Justtravelous nach, die kurz zuvor ihr Interview hatte. Sie brachte mich auf die Idee (danke!), für einen Tag einen leistungsstärkeren Server anzumieten. Also fragte ich bei meinem Hoster nach, was nun zu tun sei. Nach wenigen Minuten war das geklärt. Um Mitternacht (deutscher Zeit) würden sie die Website gegen eine faire Gebühr auf den XXXL Server umziehen.
In den nächsten Stunden habe ich ein bisschen die Website optimiert und vor allem die Startseite schlanker gemacht, um unnötige Ladezeiten zu vermeiden. Auch den Verkauf der eBooks habe ich eingestellt, da sich verschiedene Plugins nicht vertrugen.
Am Abend war für mich nicht zu erkennen, ob die Website schon umgezogen wurde, also rief ich erneut bei all-inkl.com an, die mir versicherten, dass bereits alles erledigt sei. So konnte ich beruhigt essen gehen. Später legte ich mich aufs Zimmer, schaute etwas Comedy und schlief dabei ein. Den Wecker hatte ich auf 23:45 Uhr gestellt.
Kurz vor Mitternacht stand ich auf und sprühte mich von oben bis unten mit Moskitospray ein. WLAN gab es in meinem Hostel nämlich nur um Außenbereich und Moskitos sind auf Holbox eine echte Plage. Ich setzte mich in eine Hängematte, klappte den Laptop auf, tippte spiegel.de in die Browserzeile und sah mein Foto aus dem Monument Valley auf der SPIEGEL Startseite. Daneben in großen Buchstaben: „Geständnisse eines Introvertierten“.
Die Stunden nach der Veröffentlichung
Sie haben also DAS Thema als Aufhänger gewählt. Damit hatte ich nicht gerechnet, aber es gefiel mir gut. Ich rief nun alle zwei Minuten meine eigene Website auf. Sie hielt den Besuchern Stand. Die Fanzahlen bei Facbeook stiegen fast minütlich. Um 8 Uhr morgens (1 Uhr in Mexiko) waren bereits mehr als 800 Besucher auf dem Blog – so viel wie sonst an einem ganzen Tag. Davon klickten sich sogar 70 bis zu introvertiert.org weiter, was mich überraschte. Also verschob ich dort die zwei wichtigsten Artikel nach oben auf die Startseite. Zwischen all der Aufregung schlug ich etliche Moskitos tot.
Um ein Uhr lief die Website stabil (dank all-inkl.com), die Besucher kamen weiterhin und mich juckte es am ganzen Körper, also zog ich mich aufs Zimmer zurück. Nun konnte ich zwar beruhigt sein, war aber innerlich so aufgewühlt, dass ich nicht schlafen konnte. Ich ging noch mehrmals raus, um die Zahlen zu checken. Irgendwann nach drei Uhr schlief ich ein.
Gegen 6 Uhr morgens wachte ich wieder auf und konnte nicht anders, als an den Laptop zu gehen. Die Nacht war nach drei Stunden vorbei.
Was hat’s gebracht?
In erster Linie natürlich einen einmaligen Besucheransturm, der meine bisherige Statistik komplett in den Schatten stellt. In den ersten drei Tagen nach der Veröffentlichung erreichten 12.000 zusätzliche Besucher den Blog. Sie statteten der Website insgesamt 15.000 Besuche ab und haben 55.000 zusätzliche Seitenaufrufe verursacht. Ich bin gespannt, ob sich die Anzahl der Leser nun auch nachhaltig eine kleine Stufe nach oben entwickelt.
Die frühere Statistik ist kaum noch zu erkennen
Ein paar kleine Anzeichen dafür gibt es. So konnte ich 300 neue Fans gewinnen und 50 neue E-Mail Abonnenten, die jeden Artikel erhalten. Hinzu kommen ein paar RSS Abonnenten, Twitter Follower und Google+ Leser.
101 neue Fans nach drei Stunden Schlaf
Sehr interessant finde ich das Klickverhalten der Leser. Artikel, die auf der Startseite platziert waren, wurden zum Teil übergangen, dafür fanden andere Artikel auf Seite 2 und 3 weitaus größeren Zuspruch. So kann ich ganz gut sehen, was neue Leser, die zunächst stöbern wollen, am ehesten anspricht.
Überraschender Nebeneffekt
Dass der introvertierte Reisende im Mittelpunkt stehen würde, war mir nicht bewusst, da ich Überschrift und Einleitung des Interviews vorher nicht kannte. Letztendlich wurde der Geständnisse-Artikel häufiger aufgerufen als die Startseite und hat etwa 25 neue Kommentare erhalten (er war vorher schon der meist kommentierte Artikel). Etwa 2.000 Leser haben sich sogar auf introvertiert.org durchgeklickt und dort für 9.000 Seitenaufrufe gesorgt. Es gab auch einige Kommentare und 35 neue E-Mail Abos.
Interessant finde ich vor allem die Kommentare zum Thema Introversion. Viele Leute erkannten sich nicht nur wieder, sondern haben offenbar zum ersten Mal in ihrem Leben eine Antwort auf brennende Fragen gefunden.
Die ganze Erfahrung inspiriert mich, ich bin wieder voller Ideen, was ich aus diesen beiden Blogs noch machen kann. Es macht schon Spaß, auf einmal eine riesige Zielgruppe zu erreichen und gutes Feedback zu bekommen. Da geht bestimmt noch mehr.
Schoen zu lesen! Selbst bei mir war davon noch was zu spüren, dank des Links in Deinem Neuseeland-Artikel ;-)
Toller Einblick! Ist schon erstaunlich was so ein Spiegelartikel an Traffic bringt. Ich könnte mir vorstellen, dass es durch den Trustfactor von Spiegel auch langfristig einen Einfluss auf die Google Rankings haben wird.
Ich habe meine Analytics Daten nach dem Kommentar von Matze schnell überprüft und ja auch bei mir gibt es einen kleinen Ausschlag bei den Referrals von 101places am Tag des Interviews und am Tag danach;-)
Ich finde es eigentlich wenig überraschend, dass Spiegel deine Introvertiert ins Zentrum gestellt hat. Schliesslich ist das mittlerweile so etwas, wie dein Markenzeichen.
Hi Patrick,
herzlichen Glückwunsch nochmals zu Deinem Artikel im Spiegel Online. Ich finde Deine „Hinter den Kulissen“ Beiträge immer wieder sehr spannend. Obwohl ich keine „Rampensau“ bin, bin ich trotzdem eher extrovertiert. Trotzdem finde auch ich die Seite introvertiert.org sehr spannend und lese hin und wieder Artikel die mich ansprechen. Es hilft mir sehr Mitmenschen noch besser zu verstehen, die anders als ich ticken und verstehe auch viele alltägliche Situationen mit Ihnen besser. Da hast Du sicher auch bei anderen einen Nerv getroffen.
Achso, was ich auch noch fragen muss, der Cowboy auf dem Pferd….ist das Foto echt oder extra posiert fürs Foto? Ich war 1999 mal im Monument Valley, aber leider gab es damals weder Cowboys noch Indianer ;)
Hi Synke,
erst einmal: Der Cowboy war Indianer. Also 2 in 1 sozusagen :-)
Der Cowboy ist natürlich Show. Er sitzt da auf seinem Pferd und wartet auf zahlende Kundschaft, die sich auf dem Pferd ablichten lässt. Ich habe da auch $5 gelassen (ein Schnäppchen).
Wenn keine Kundschaft da ist, macht er hin und wieder Mätzchen. Aber um das so abzulichten und Momente ohne Touris abzupassen, muss man da schon 20-30 Minuten sitzen. Doch bei dem Ausblick: Kein Problem :-)
@Matze & Sebastian: Das habe ich auch schon von anderen gehört und es freut mich :-)
Beim Interview mit Marianna sind bei mir auch über 100 Besucher gelandet, dabei hatte sie mich lediglich als einen von vielen auf ihrer Presseseite erwähnt. SPIEGEL Leser klicken sich durch alles durch :)
Sehr cool auch meine Glückwünsche dazu. Hat sich das nun gelohnt auf einen stärkeren Server zu gehen? Also selbst ein normaler hosting bei all-inkl hält das ja aus, bottleneck ist da eher WP. Hier gehen so bis zu 100 User pro Minute, dann kracht es. Also 6000 pro Stunde. ;-)
Ich hatte letztes auf ein Projekt einen Link von der Zeit.de aus der Kolumne (Startseite), brachte ca. 1.000 User am Tag, danach ebbte es ab. Also sieht man, wie viel Power Spon so hat…
Ich weiß ja nicht, ob es mit dem normalen Shared Hosting geklappt hätte. Die meisten anderen Blogger hatten wohl eine gewisse Down-Zeit und das wäre mir zu schade gewesen ;-)
Hallo Patrick,
ich bin einer der vielen, die durch den Spiegel Artikel zu dieser Webseite kamen – und ich werde bleiben. Lese mich gerade durch, und ging tatsächlich zur „last page“, um zu sehen, wann/wo Du losgelegt hast. Dabei fällt mir auf, dass einiges in English ist, und das Datumsformat ist US American – ist das Absicht oder einfach nicht wichtig genug, um sich darum zu kümmern?
Ansonsten finde ich viele Deiner Artikel very informative as an English speaker’d say, daher werde ich solange bleiben, bis ich alles gelesen habe, was ich interessant finde :-)
Viel Spass dann noch auf Deiner momentanen Reise.
Ralf
Hallo Ralf,
schön, dass Du alles durchstöberst, auch wenn ich auf die Texte pre-2013 nicht so stolz bin ;-)
Ein paar Kleinigkeiten im Template sind noch Englisch, da hast Du recht. Mir war es bisher nicht wichtig genug, da ich dafür in den Quellcode muss und das macht mir sehr wenig Spaß ;)
Hallo Patrick,
no worries, jeder muss ja mal irgendwo anfangen. Mir ist schon aufgefallen, dass sich der Stil geändert hat, z.B. wenn ich mir den „USA pros + cons“ Artikel anschaue (den ich übrigens auch sehr informiv finde. Konnte vielem zustimmen; lebte mal sechs Monate in CA und US, vor vielen Jahren).
Andererseits zeigt es doch nur, wie weit sich dieser Blog entwickelt hat, zum Guten, wie ich finde.
Und englische Kleinigkeiten sind in der Tat eher unwichtig, wenn der Aufwand nicht im Verhältnis zum Ergebnis steht.
Gruss,
Ralf
Hallo Patrick,
ich bin auch durch den Spiegel-Artikel auf deine Seite gestoßen und ich gebe zu, dass ich, bevor ich den Artikel auf Spiegel gelesen habe, erstmal deinen Bericht über Introvertiertheit lesen musste. Große klasse, ich habe mich zu 90% wiedererkannt! Respekt, dass du das so öffentlich darstellst (und btw, so introvertiert finde ich dich gar nicht, ich zum Beispiel könnte mir niemals vorstellen, eine Gruppenreise zu machen.. der Horror!).
Ich werde mich jetzt peu a peu durch deine Seiten lesen. Mich interessieren beide Themen: das Reise und das og. Thema.
Freue mich, mehr von dir zu lesen.
Grüße aus NRW und alles Gute.
Manuela
Hallo Patrick! Gratuliere zum Interview auf Spiegel online & zu der inzwischen beachtlichen Zahl an Klicks. Ich verfolge Deinen Blog schon eine ganze Weile und muss sagen: ich wusste von Anfang an, dass das mal eine große Sache wird. Wie ich sehe, hab ich mich nicht getäuscht :) Mach nur weiter so! 101places.de ist definitiv einer der Gründe, warum ich momentan auch an meinem 1. Blog feile… Weiterhin gute Reise! Viele Grüße, Christina
Hallo Christina,
ich freue mich immer wieder, mal von Lesern zu hören, die schon lange dabei sind, aber noch nicht auf sich aufmerksam gemacht haben. Ich danke Dir für’s Mitlesen!
Ich glaube 101places ist noch nichts Großes, aber das kann ja noch werden :-)
Viele Grüße,
Patrick
Sehr cool. Danke für den Bericht.
Interessieren würde mich noch wie viele Besucher du gleichzeitig auf der Seite hattest (am Höchstpunkt). Das ist ja das, was die meisten Server und WP in die Knie zwingt.
Ich kann es Dir nur pro Stunde sagen. In der stärksten Stunde waren es knapp 1.500 Besucher. Die durchschnittliche Verweildauer betrug 6:30 min. Also mal ganz grob überschlagen dürften es in der Spitze nicht mehr als 200 Besucher gleichzeitig gewesen sein.
Auch ich bin einer jenen, die über Spiegel Online auf Dich aufmerksam geworden sind. Ich mag Deine Geschichten und Erlebnisse. Bitte weiter so!
Super Sache. Thnx für den Backstage View :) Vermutlich sind die neuen Facebook-Fans und Newsletter-Abonennten doch das Wertvollste. Was mich am meisten begeistert, ist die Verweildauer. Die Leute haben sich da mal richtig für dich und den Blog interessiert. Gruß aus dem verregneten Chiang Mai – gemütlich unterm Regendach sitzend während ich am neuen E-Book schreibe.
Saludos. Tim
Hey Patrick, glückwunsch zu diesem wahnsinnigen Erfolg und weiterhin alles Gute :)
Wie sehr ich deine „Blick hinter die Kulissen“-Artikel schätze, weißt du ja! :)
Danke auch dieses Mal für deine Einblicke, wie so ein Spiegel-Interview eigentlich zustande kommt und vor allem, was es letztlich wirklich bringt. Die neuen Abonnenten, auf welchem Kanal auch immer, hast du dir in jedem Fall mit authentischem und qualitativem Content gesichert! Herzlichen Glückwunsch hierzu!
Außerdem reihe ich mich in den Kreis derer ein, die von deinem Spiegel-Traffic mitprofitieren konnten. :) Auch hierfür einfach mal Danke.
Coole Sache! Glückwunsch zu dem Interview, sowas hätten wir wohl alle gerne mal ;)