Dies ist eine Geschichte aus dem alltäglichen Leben in Mexiko. Sie handelt von Nancy Medina, die einst ihre gesamten Ersparnisse verlor, heute drei Jobs hat und ihr Geld in Schweine investiert.
Anfangs kam mir alles spanisch vor. Doch mit der Zeit wurde es besser. Nancy war geduldig. Fünf Tage lang versuchte sie, mir Spanisch beizubringen – und das nicht ganz erfolglos.
Währenddessen erzählte sie hin und wieder aus ihrem Leben in Mexiko. Am letzten Tag bat ich sie, mir noch mehr zu erzählen und über sie schreiben zu dürfen. Etwas verlegen stimmte sie zu und beantwortete meine Fragen.
Nancy Medina ist 32 Jahre alt. Sie lebt heute zusammen mit ihrer Mutter, einer Schwester und zwei Nichten in einem Haus nahe Valladolid.
Ihr Vater verbrachte einige Zeit in den USA, verdiente dort genug Geld, um sich anschließend ein Taxi zu kaufen und verpasste seiner Tochter den gar nicht mexikanischen Namen Nancy.
Der Traum von den USA
Vor einigen Jahren ging auch Nancy in die USA, um ihre Chancen auf einen guten Job zu steigern. Ein Traum, den viele Mexikaner hegen. Bei Nancy liegt es in der Familie. Drei ihrer Geschwister leben in Kalifornien, Washington und Florida. Sie alle arbeiten in der Hotelbranche, eine davon illegal.
Sie selbst zog es nach Florida, um dort Englisch zu lernen. Nebenbei arbeitete sie ohne Arbeitserlaubnis bei Burger King am Drive Though Schalter, später in einem Restaurant.
Nancy mochte das Leben in den USA. Sie konnte dort gutes Geld verdienen. Lediglich zu den Amerikanern fand sie kaum Bezug. Ihr fehlte die Offenheit der Menschen. In ihrer Heimat kannte jeder jeden. Dennoch wollte sie bleiben. Sie verliebte sich (in einen Mexikaner). Eines Tages kam ihr Vater nach Florida und nahm sie wieder mit nach Hause.
Die große Pleite
Später lebte sie eine zeitlang in Cancún und arbeitete – natürlich – in der Hotelbranche. Dort verdiente sie für mexikanische Verhältnisse ganz ordentlich, etwa 11.000 Pesos im Monat (ca. 615 Euro). Vieles davon sparte sie an. Als ihr Vater verstarb, ging sie zurück in die Heimat, um bei der Mutter zu sein.
Zurück in Valladolid wagte Nancy den Schritt in die Selbständigkeit. Sie eröffnete einen kleinen Laden für Kunsthandwerk. Insgesamt 300.000 Pesos (ca. 16.000 Euro) investierte sie in das Geschäft. Doch Valladolid ist nicht Cancún, sie fand nicht genügend Kunden. Nach einiger Zeit gab sie auf, das Geld war weg, sie war pleite. Sie beschreibt es als die härteste Zeit in ihrem Leben.
Drei Jobs und ein Studium
Nun ist sie dabei, sich wieder aufzurappeln. Nancy ist aktiv, bildet sich weiter, studiert Marketing und hat drei Jobs.
Vormittags unterrichtet sie Englisch in einer privaten Schule. Dort hat sie einen befristeten Vertrag für ein Jahr. Sie unterrichtet bis zu 20 Stunden pro Woche und erhält 100 Pesos pro Stunde (ca. 5,50 Euro).
Nachmittags unterrichtet sie Spanisch, wenn sich in Valladolid ein Ausländer findet. In der kleinen Stadt gibt nur sie Spanischunterricht. Letzte Woche war ich ihr einziger Schüler und zahlte 160 Pesos pro Stunde. Ein Teil davon geht an den Betreiber des Bed & Breakfasts, der die Räume zur Verfügung stellt und Kunden wie mich heranschafft.
An einer öffentlichen Schule würde Nancy mehr verdienen. Dort erhalten Lehrer zwischen 130 und 180 Pesos pro Stunde – mit langfristigen Verträgen.
Nach dem Spanischunterricht fährt sie in ihr Dorf. Dort betreibt sie in ihrem Haus ein kleines Kiosk. Zwischen 18 und 22 Uhr verkauft sie Snacks und Getränke an die Dorfbewohner. An Wochenenden fährt sie zu Costco oder Sam’s Club, um Nachschub zu besorgen.
Derzeit hat Nancy 8.000 Pesos im Monat zum Leben. Das entspricht etwa 450,- Euro, die sie größtenteils für sich hat. Hin und wieder unterstützt sie ihre Mutter bei hohen Rechnungen. Einfache Angestellte können in Valladolid mit kaum mehr als 3.000 Pesos rechnen.
Die 8.000 Pesos sind weniger als was sie in Cancún verdiente, doch es ist mehr, als sie für das tägliche Leben benötigt. Das Ersparte haut Nancy nicht auf den Kopf, sondern investiert es: In Kühe und Schweine. Die zieht sie auf, um sie später an ein Schlachthaus zu verkaufen. Wenn es Ferkel gibt, behält sie einige, andere verkauft sie. Schweine brauchen Futter und das geht ins Geld.
Ihr Vater sagte früher: Kühe machen Geld, Schweine machen Mist. Kühe sind ihr daher lieber. Ihre Freunde halten sie für blöd, weil sie ihr Geld investiert. Sie sagen, Nancy solle sich von dem Geld etwas gönnen.
Viele Mexikaner seien noch „Old School“, sagt Nancy. Sie bringen sich mit kleinen Jobs durch, kochen zuhause auf dem Fußboden. Nancy hat großen Respekt vor ihnen. Gleichzeitig sagt sie, dass man moderner sein müsse, um in Mexiko ein ordentliches Einkommen zu erzielen. Sie sieht sich irgendwo zwischen Tradition und Moderne. Mexikanische Mittelschicht.
Nach der großen Pleite läuft ihr Leben wieder in geordneten Bahnen. Im nächsten Jahr möchte sie noch einmal nach Florida, weiter an ihrem Englisch arbeiten. Wenn sie zurückkehrt, will sie nicht mehr für 100 Pesos unterrichten, sondern den Preis selbst bestimmen.
hallochen,
im Januar mache ich mich für 3 Wochen auf nach mechhhhiko! :) hast du ein paar gute Adressen, guesthaeuser? also was wirklich der Hammer ist und ich sehn muss?
supi arbeit machste da :)
liebste gruesse, hanna
Hi Hanna,
es kommt darauf an wo Du hin willst. Ich denke Du musst wegen keinem Gästehaus extra einen Ort aufsuchen ;-)
Was ich bisher gut fand: Tribu Hostel auf Isla Holbox, El Quijote in Oaxaca (nicht spektakulär, aber gemütlich und sehr freundliche Gastgeber) und aktuell Posada Marina Brisa in Zipolite mit einem spektakulären Ausblick auf den Pazifik.
Viele Spaß :)