Dies ist ein Gastbeitrag von Stefan Diener, der von sich sagt, dass Südostasien seine zweite Heimat sei. Ich denke, dass er damit auch Indien meint, das er in wenigen Wochen zum zweiten Mal besuchen wird. In diesem Artikel empfiehlt er fünf Ziele im Südwesten des Landes und gibt Einsteigern noch fünf Tipps mit auf den Weg.
Wenn du zum ersten Mal nach Indien möchtest, stellt sich dir zwangsläufig irgendwann die Frage: Wohin soll es gehen? Das Land ist so riesig und voll interessanter Orte, dass viele Routenempfehlungen in Reiseführern erst bei einer Reisedauer von zwei Monaten beginnen.
Indien ist ein Land voller Gegensätze und Widersprüche. Du kannst hier eine wunderschöne Zeit verbringen oder enttäuscht sein. Du kannst dich in das Land verlieben, oder du wirst nie mehr wieder kommen. In jedem Fall ist Indien eines nicht: ein einfaches Reiseziel.
Das Land ist anstrengend. Mühsame Fortbewegung, Reizüberflutung und vieles, was auf Anhieb nicht zu verstehen ist. Daher solltest du dir bei deinem ersten Besuch in Indien das Programm nicht zu voll machen, um die schönen Seiten dieses so faszinierenden Landes genießen zu können und dich nicht auch noch selbst zu stressen.
Ich stelle dir heute eine bei Anfängern beliebte Route durch den Süden vor, so etwas wie den Banana-Pancake-Trails Indiens. Von Mumbai geht es entlang der Westküste Richtung Süden. Eine Mischung aus Stadt, Strand und Natur.
1. Mumbai
Los geht die Reise in Mumbai. Schon für 400 Euro kannst du einen Hin- und Rückflug aus Deutschland buchen. Auf der Fahrt vom Flughafen in die Stadt trifft dich Indien direkt mit voller Wucht. Der Lärm, der Verkehr und die Massen an Menschen, die auf den Gehwegen laufen, einkaufen, essen und schlafen.
Wie viele Einwohner das ehemalige Bombay heute hat, kann niemand so genau sagen, jedoch gehört die Stadt mit ihrem Umland zu den größten Metropolregionen der Welt.
Aufgrund des Mangels an Wohnraum gibt es nur wenig Backpacker-Unterkünfte. Und die vorhandenen bieten ein eher bescheidenes Preis-Leistungs-Verhältnis. Aber wahrscheinlich bist du sowieso nur zum Schlafen im Zimmer, denn in Mumbai gibt es viel zu sehen. Daher solltest du hier ein paar Tage einplanen.
Alleine das alltägliche Leben ist ein Ereignis. Quetsch dich einfach mal in einen der überfüllten Busse und fahr ein paar Stationen durch die Stadt und beobachte den Straßenverkehr. Ein Gemisch aus Taxis, Bussen, Lastwagen, PKWs, Motorrädern und Ochsenkarren quält sich hupend und knatternd voran. Dazwischen und daneben: Menschen, Menschen und nochmals Menschen.
Wenn du vom vielen Beton genug hast, bietet sich ein Ausflug an den Chowpatty Beach, den populären Stadtstrand Mumbais, an. Jeden Nachmittag versammeln sich hier die Einwohner der Stadt, um sich zu vergnügen. Es gibt Karussells und Imbissbuden, auch Spiele zum Mitmachen werden angeboten.
Wenn die Sonne hinter den Hochhäusern untergegangen ist, kannst du dich auf den Weg zum Abendessen machen. Falls du ein Fan der indischen Küche bist, kommst du in Mumbai voll auf deine Kosten. Ob kleine Restaurants oder Street Food, ob Thali oder Masala Dosa – Mumbai gehört zu den Städten dieser Welt, in denen man den ganzen Tag essen kann.
Zum Pflichtprogramm gehört eine Stadtrundfahrt. Am besten mietest du dir ein Taxi für den gesamten Tag. Zu den Standardtouren gehört eine Fahrt zum Haus, in dem Mahatma Gandhi lange gelebt hat. Heute ist darin ein Museum untergebracht. Ebenfalls einen Ausflug wert ist Mahalaxmi Dhobi Ghat, die größte Wäscherei Mumbais. Hier wird noch per Hand gewaschen. Von einer Anhöhe in der Nähe des Bahnhofs hast du einen guten Ausblick. Wäscheleinen so weit das Auge reicht. Und eine logistische Meisterleistung, die dahinter steckt. Danach geht es dann noch zum Gateway of India, Mumbais berühmtesten Wahrzeichen. Mehr über Mumbai findest du in Stefans Blog.
2. Goa
Wenn bei dir Strandurlaub Teil der Indienreise sein soll, führt dein Weg fast zwangsläufig nach Goa. In dem kleinsten indischen Bundesstaat liegen einige der schönsten Strände des Landes. Seit Hippies diesen Teil Indiens in den 60er-Jahren für sich entdeckten, hat sich aber viel getan. Mittlerweile ist Goa fester Bestandteil internationaler Reisekataloge und es gibt Unterkünfte in allen Preisklassen.
Zu den beliebtesten Stränden gehört nicht ohne Grund der Palolem Beach. Er eignet sich prima für ein paar entspannte Tage und entspricht so ziemlich dem, was unter der Bezeichnung Bilderbuchstrand zu verstehen ist. Unzählige Palmen ragen in den blauen Himmel, dazu feiner Sand und seichtes Wasser. Weiter draußen zeigen sich hin und wieder Delfine.
Hier kannst du dich gut von dem Lärm und dem Staub in den Städten sowie mühsamen Tempelerkundungen erholen. Passend dazu wird vielerorts Yoga angeboten. Die meisten Bars und Restaurants liegen direkt am Wasser, so dass du den Strand den ganzen Tag nicht verlassen musst. Wenn du ein paar Tage lang gar nichts tun möchtest, bist du hier also goldrichtig.
Jedoch dürfen dich dann die vielen Menschen, die den gleichen Plan haben, nicht stören, denn der Palolem Beach ist touristisch voll erschlossen und dementsprechend siehst du hier deutlich mehr Europäer als Inder. Das Publikum ist ein bunter Mix aus Pauschaltouristen und Backpackern. Es gibt noch immer einige günstige Unterkünfte, die in der Hochsaison jedoch schon mal knapp werden können.
3. Backwaters
Bereits die Zahlen sind beeindruckend. Das Hinterland der Malabarküste im südindischen Bundesstaat Kerala fasziniert mit 29 Seen, 44 Flüssen und rund 1.500 Kilometer Wasserstraßen. Es gibt ein riesiges Angebot an Touren, besonders populär ist die Variante mit Übernachtung auf dem Wasser. Hier beginnt die Auswahl bei einfachen Hausbooten, nach oben hin ist dem Luxus keine Grenze gesetzt. Hausboote mit Fernseher, WiFi, Hängematten und sogar mit Swimming Pool sind im Angebot.
Lange habe ich mir selbst Gedanken gemacht, welche Strecke ich wählen soll. Ich entschied mich für eine fast kostenlose Variante. Dazu wählte ich als Ausgangspunkt die Stadt Kottayam. Die dreieinhalbstündige Tour von dort mit der Fähre nach Allepey (Alappuzha) kostet nicht viel mehr als 20 Cent. Ich nahm mir einen Platz in der ersten Reihe und hatte eine hervorragende Aussicht.
Die Fahrt ging durch Flüsse, Kanäle und Seen. Alle paar Minuten stiegen Menschen zu und wieder aus. Was für mich kostengünstiges Backwaters-Sightseeing war, ist für alle anderen an Bord ein alltägliches Transportmittel. Vom Boot aus gab es interessante Einblicke in das Leben der Menschen hier. Ebenfalls beeindruckend war die Vogelwelt, die sich in der fruchtbaren Landschaft angesiedelt hat. Riesige Schwärme zogen über die Felder.
Als die Sonne unterging und sich das Wasser rot-orange färbte, erreichte die Fähre ihren Zielort.
Wer will, kann am nächsten Tag weitere Touren unternehmen.
4. Varkala
Der Varkala Beach ist der zweite Strand auf dieser Reise. Anders als an den mit Palmen gesäumten Ufern Goas wartet hier eine beeindruckende Steilküste auf dich. Bereits der erste Blick von der Felskante wird dir mit Sicherheit in Erinnerung bleiben, denn mehr als 20 Meter geht es hier steil bergab. Unter dir kreisen Adler und anderen Greifvögel über der tosenden Brandung.
Ähnlich wie der Palolem Beach hat sich auch Varkala zu einem reinen Touristenort entwickelt. Jedoch gibt es hier noch deutlich mehr Backpacker, die die vielen kleinen Unterkünfte, die gemütlichen Bars und guten Restaurants besuchen. Die meisten davon liegen oben an der Promenade, einer kleinen Straße, die die Häuser vom Abgrund trennt.
Am schattenlosen Strand lässt es sich einige Stunden aushalten. Sonnenschirme können zu überhöhten Preisen angemietet werden. Wer glaubt, es ohne aushalten zu können, wird wahrscheinlich bald eines Besseren belehrt.
Zum Schwimmen eignet sich die Bucht aufgrund gefährlicher Strömungen nicht so gut, dafür macht das Spiel mit den hohen Wellen im ufernahen Bereich umso mehr Spaß. Der spektakuläre Anblick der Klippen verliert auch nach Tagen nicht viel von seinem Reiz. Gleiches gilt für die Vogelwelt. Nur knapp über den Köpfen der Strandbesucher kreisen Adler, Falken und Raben auf der Suche nach Beute. Dabei jagen sie sich auch untereinander.
Übrigens: Wenige hundert Meter hinter Varkala Beach beginnt wieder das normale Indien. Hier kannst du zum Beispiel viel günstiger essen.
5. Madurai
Die letzte Station auf der Reise ist die südindische Millionenstadt Madurai im Bundesstaat Tamil Nadu, die als einziger Ort auf dieser Tour nicht an der Westküste liegt.
Der Grund, warum viele Touristen hierher kommen, ist der Sri Meenakshi Tempel. Und tatsächlich habe ich noch kein hinduistisches Bauwerk gesehen, das mich so beeindruckt hat, wie diese sechs Hektar große Anlage. Die Türme, die zum Teil 50 Meter hoch sind, überragen die gesamte Stadt. Einen besonders schönen Ausblick hast du von den Dachterrassen der Bars und Restaurants.
Ansonsten eignet sich Madurai in erster Linie, um indisches Stadtleben zu beobachten. Die Märkte, den Verkehr, die vielen Menschen. An kaum einem anderen Ort während dieser Reise habe ich Indien so intensiv gespürt wie in Madurai, und zwar sowohl im positiven als auch im negativen Sinne.
Restaurant-Tipp: Ich liebe die indische Küche und habe während meiner Reise wirklich viel und gut gegessen. Dabei war das New College House (2, Town Hall Rd.) für mich ein Höhepunkt. In Indien ein gutes Restaurant zu finden ist nicht schwer, aber das hier ist perfekt.
5 Tipps für deine Reiseplanung:
1.) Je nachdem, wie schnell du reist, solltest du für das gerade beschriebene Programm etwa drei bis fünf Wochen einplanen.
2.) In Indien geht nichts schnell, vor allem nicht das Bahnfahren. Zehn Stunden für 350 Kilometer sind nichts Ungewöhnliches, plane also entsprechend Zeit ein.
3.) Die Bahn ist ein beliebtes Verkehrsmittel und Züge sind oft Tage im Vorfeld ausgebucht. Zwar kannst du dich dann auf eine Warteliste setzen lassen, doch eine Garantie, dass du dann noch mitkommst, gibt es nicht. Ich habe schon viele Reisende getroffen, deren geplante Route dadurch ins Wanken gekommen ist, dass sie keine Tickets kaufen konnten. Die Fahrkarten für die Bahn kannst du übrigens auch online buchen. Das ist kompliziert aber machbar.
4.) Im Süden des Landes gilt bei einigen Hotels die 24-Stunden-Regel. Das heißt, dass du dein Zimmer exakt für diesen Zeitraum anmietest und nach Ablauf ein weiterer Tag fällig wird. Das ist gut, wenn du um 17 Uhr ankommst, jedoch schlecht, wenn du um 6 Uhr morgens eincheckst.
5.) Bei Backpackern sehr beliebt ist Hampi mit seinen Tempelanlagen. Von Goa aus ist der Ort mit dem Bus zu erreichen. Wenn du mit dem Zug von Goa Richtung Süden zu den Backwaters fährst, bietet sich ein Zwischenstopp im sympathischen Küstenort Kochi an.
Du bist bereit für Indien? Hier sind einige nützliche Links für dich:
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- So findest du die günstigsten Flüge (auch nach Indien)
- Organisierte Indien-Reise für Backpacker
- Meine Packliste für Backpacker
- Die beliebtesten Reiseführer für Indien
- Mein Kreditkarten-Test: So hebst du im Ausland Geld ab
Wenn Du mehr von Stefan lesen möchtest, besuche ihn in seinem Blog Faszination Südostasien. Dort schreibt er über … Südostasien. In diesem Beitrag findest du 15 weitere Tipps für deine erste Indien-Reise.
Beeindruckende Bilder und eine tolle Website!
Ich bin begeistert und lasse Grüße hier. Übrigens: Meine Name ist ebenfalls Patrick und rate mal… ich bin Reiseblogger :)
Willkommen hier im Blog, bloggender Namensvetter :)
Sehr sehr tolle Bilder und Tipps für mein Lieblingsland. Daumen hoch …
Danke für den interessanten Artikel
Danke Patrick, Agy und Ralf.
Freut mich sehr, dass euch der Artikel und die Bilder gefallen.
Hi Patrick,
danke, dass es Menschen wie dich gibt – das macht das Reisen doch ein bisschen einfacher ;)!
Sonnige Grüße hinterlasse*Nadin =)
Hallo Patrick, Stefan
erstmal auch von mir ein dickes Dankeschön für den Bericht. Macht auf jeden Fall Lust auf mehr!
Wollte noch fragen wie du denn geflogen bist. Der Start in Mumbai ist klar aber von wo ging`s denn wieder gen Heimat?
Gruß Patrick
Hallo Patrick,
ich bin damals von Trivandrum (Thiruvananthapuram) nach Singapur weiter, weil meine Reise noch weiter ging.
Es gibt einige internationale Flughäfen in Indien, die sich für einen Gabelflug eignen.
Von Trivandrum kannst du z.B. auch mit Ethiad oder Emirates nach Abu Dhabi oder Dubai fliegen (und von da weiter nach Deutschland).
Viele Grüße
Stefan
Hallo
In 4 Wochen werde ich mit meiner Kollegin unsere längere Reise nach Asien starten. Nun wissen wir noch nicht, ob wir während unsere Zeit einen Abstecher nach Indien machen. Gerne möchte ich wissen, ob es problematisch ist, wenn zwei Frauen alleine reisen? Da man in den Medien immer wieder viel negatives hört.
Ich freue mich, über eure Erfahrungen zu hören.
Vielen Dank :)
LG
Fabienne
Hallo Fabienne,
für die Antwort verweise ich gern auf diesen Artikel (von einer Frau geschrieben): http://www.bravebird.de/blog/indien-wie-sicher-ist-die-reise
Viele Grüße,
Patrick
Hi Patrick,
danke für den tollen Artikel! Ich werde im April das erste Mal nach Indien reisen und habe genau diese Route vor. Da ich insgesamt noch länger unterwegs bin, würde ich gerne Laptop und Smartphone mitnehmen. Ich reise alleine und wollte die Unterkünfte Low Budget halten. Kannst du irgendwas darüber sagen, wie sicher es ist, seine Wertgegenstände in Backpacker-Hostels zu lassen? Hast du in den vollen Bussen irgendwelche Erfahrungen mit Taschendieben gemacht?
Ich bin generell entspannt und zuversichtlich, was so etwas angeht, aber möchte mein Glück auch nicht herausfordern :)
Grüße
Michael
Hi Michael,
das ist ja nicht mein Artikel :)
Vielleicht antwortet Stefan hier, wenn nicht frag mal bei ihm nach (faszination-suedostasien.de)
Hallo Patrick,
super Beschreibung; ich bin gerade dabei eine Reise nach Indien zu planen; im Rahmen einer kleinen Weltreise. Die Route, die du vorgeschlagen hast, habe ich auch schon etwas ins Auge genommen und jetzt nach deiner Beschreibung sogar noch fester. Ich frage mich aber trotzdem, wie findet man Unterkünfte in Indien; also für Backpacker und weiblich noch dazu? Hast du da Tipps? Kannst du in etwa abschätzen, was dich die Reise gekostet hat?
VG
Alex
Hi Patrick,
schöne Tipps für den Süden Indiens! Dorthin haben wir uns vor 2 Jahren auch zum ersten Mal „getraut“ und haben dazu auch in unserem Blog geschrieben.. Wir planen jetzt in den Norden zu fliegen, da der doch ganz anders sein soll von der Mentalität der Menschen und der Landschaft her.
Mal gucken was man dazu in deinem Blog noch so alles dazu findet ;)
VG
Andreas