Ein Text von Tina Kühne
Eine lange Serpentinenstraße führt zu dem idyllischen Bauernhof im Chianti-Gebiet, in dem die Schwestern Simonetta und Paola ihre Kochschule „Toscana Mia“ betreiben. Dank der Wegbeschreibung, die uns die beiden zugeschickt haben, finden wir das Ziel ohne uns zu verfahren. Als wir in den Hof einfahren, stehen unsere Gastgeber und Mitschüler bereits vor dem Haupthaus und begrüßen uns freundlich. In den nächsten fünf Stunden werden wir gemeinsam mit acht amerikanischen Touristen die Feinheiten der italienischen Küche kennenlernen.
Nach einem kurzen Plausch geleitet uns Simonetta nach drinnen. Sie und ihre Familie haben das Steinhaus, das viele Jahre leer stand, selbst renoviert und den rustikalen Charme erhalten. Der Boden der Lehrküche ist mit rostbraunen Fliesen ausgelegt und die Decke ist von dunklen Holzbalken durchzogen. An mehreren Tischen stehen Kochutensilien bereit und auf dem Herd kochen schon die Kartoffeln.
Jeder von uns erhält zunächst eine „Toscana Mia“-Kochschürze sowie die Rezepte für die Gerichte, die wir an diesem Tag zubereiten werden. Schon bei der Anmeldung per E-Mail konnten wir mitteilen, was wir gern lernen würden. Wir hatten uns gewünscht, einmal selbst Pasta zu machen.
Das Menü des Tages ist in einem mit Holzbesteck und -geschirr verzierten Bilderrahmen zu lesen: Gnocchi mit Bolognesesauce, Tagliatelle mit Tomatensauce, Truthahn im Kräutermantel und weiße Bohnen „al fiasco“. Panna Cotta mit Schokoladensauce soll den süßen Abschluss bilden. Obwohl wir uns schon auf die selbstgemachten Nudeln freuen, wird uns später ein anderes Gericht überraschen.
Doch das gemeinsame Mittagessen scheint noch weit weg, als wir unsere Kochschürzen anlegen. Schließlich müssen die fünf Speisen erst noch gekocht werden. Als erstes bereiten wir die Bohnen vor. Simonetta erklärt, was es mit dem Namen „al fiasco“ auf sich hat. Die Bohnen werden zusammen mit Knoblauch, Kräutern und Öl in einer dickbäuchigen Chianti-Flasche („fiasco“) gekocht.
Von Beginn an dürfen wir Kochschüler selbst Hand anlegen. Während wir rühren, schnippeln und schneiden, lockert Simonetta mit ihrem manchmal bissigen Humor in hervorragendem Englisch die Stimmung auf und gibt uns eine Menge Kochtipps.
Als die Panna Cotta im Kühlschrank stockt und die Saucen vor sich hin köcheln, kommen wir endlich zu unserem persönlichen Highlight: den selbstgemachten Nudeln. Unter fachmännischer Anleitung ist es eine einfache Angelegenheit. Die Zutaten (Mehl, Eier, Öl und Salz) sind schnell vermengt und jeder darf einmal den Teig durch die Pastamaschine drehen. Simonetta zeigt uns, wie die verschiedenen Nudelformen entstehen, von dicken Pappardelle über Cannelloni bis zu gefüllten Tortellini. Wir stellen Tagliatelle her, die wir aus einem zusammengerollten Stück Teig schneiden und dann wie ein Jo-Jo ausrollen.
Zum Schluss bereiten wir Gnocchi zu. Wir haben Spaß dabei, auf dem geriffelten Gnocchi-Brett die Kartoffelklößchen durch „zweimal Rollen und einmal Schnippen“ in Form zu bringen. Nach fast dreieinhalb Stunden sind alle Gerichte fertig und wir sind schon gespannt auf das Resultat.
Nachdem wir uns die Teigreste von den Händen gewaschen haben, nehmen wir am großen Esstisch Platz, auf dem ein leckerer Rotwein und Wasser bereitstehen. Wir sind begeistert von den Gerichten – haben wir das wirklich alles selbst gemacht? Besonders von den Bohnen, die fast auf der Zunge zergehen, sind wir angetan. Doch am besten schmecken die Gnocchi, die bis dahin weder wir noch unsere Mitschüler jemals selbst gemacht hatten. Mit der abgepackten Variante aus dem Kühlregal sind sie kaum zu vergleichen. Sofort erkundigen sich einige am Tisch, wo man Utensilien wie ein „Mezzaluna“-Wiegemesser oder die Gnocchi-Bretter kaufen kann. Denn selbstgemachte Gnocchi kommen wohl bei allen Kursteilnehmern in die Lieblingsrezepte-Sammlung.
Ganz billig war der Kochkurs nicht – wir haben 156 Euro pro Person bezahlt. Dennoch war es uns das Erlebnis wert. Wir hatten Spaß, haben etwas gelernt und natürlich gut gegessen. Der Kochkurs kann auf der Website Toscana Mia gebucht werden.
Hallo Ihr beiden,
jaja, Kochen ist eine wirklich befriedigende Angelegenheit. Ich kenne eigentlich nichts vergleichbares was soviele Dinge in sich vereint, Handwerkskunst, Genuß und Geselligkeit. Seit vielen Jahren auch liebe ich das Kochen und vor allem das Grillen. Toller Bericht von Tina
Viele Grüße
Hallo Patrick,
das liest sich super. Wir haben in Apulien im Hotel schon mal einen Pasta-Kurs mitgemacht. Dabei hatten wir auch viel Spaß – besonders beim Herstellen der Orecchiette. Das war nämlich gar nicht so einfach, diese halbwegs gut zu formen.
Den Kochkurs bei Toscana Mia werde ich mir mal notieren. Das wäre dann wohl die nächst höhere Stufe „Italienisch kochen“. Danke für den Tipp.
Viele Grüße
Martina
Echte und frische italienische Küche ist einfach immer wieder etwas ganz besonderes. Hierbei kann man sich richtig entfalten und genießen.
Wir kochen zu Hause sehr gerne ‚echt‘ Italienisch, obgleich wir nun wirklich auch nur im entferntesten aus Italien kommen ;)
Besonders dann wenn wir mal wieder das Nudelholz auspacken und selber Nudeln zaubern ist das einfach nicht zu vergleichen mit allem was man im Supermarkt um die Ecke bekommen kann. Man merkt einfach den unterschied wenn etwas frisch ist. Selbst, oder vielleicht gerade, bei so simplen Dingen wie Nudeln.
So ist und bleibt eines meiner Liebsten Gerichte ein Gnocchi mit sahniger Gorgonzola Soße, kann es wirklich nur jedem Empfehlen, besonders wenn man es gewissenhaft nach Rezept zubereitet, ein Gedicht!
Super Artikel! Ich war selbst letzten Sommer auch in der Toskana. Hat mit super gefallen, leider habe ich während meines Aufenthalts keinen Kochkurs Dort gemacht. Diesmal will ich in ein Kalterer See Hotel in Südtirol. Mal gucken ob es da auch sowas gibt. Will diese Erfahrung auch machen :)