Ich verbringe gern Zeit in Cafés. Dort kann ich gemütlich einen Cappuccino oder Americano trinken, dabei Menschen beobachten oder ein Buch lesen. Manchmal gönne ich mir auch etwas Süßes zu meinem Kaffee. Als ich hörte, dass Lissabon eine ganz besondere Kaffeekultur hat, freute ich mich umso mehr darüber, in Portugals Hauptstadt reisen zu können.
Wobei das Wort „Espressokultur“ die Situation wahrscheinlich besser beschreiben würde. Denn Portugiesen trinken am liebsten Espresso. Dafür setzen sie sich nicht einmal lange ins Café, sondern halten kurz an, trinken ihr Tässchen direkt am Tresen und gehen weiter.
Achtung: Wenn du einen „Café“ bestellst, bekommst du einen Espresso. In Lissabon kannst du dazu auch „Bica“ sagen. Manchmal wirst du als Tourist gefragt, ob du wirklich einen Espresso willst, wenn du einen Café bestellst. Aber meistens bekommst du ihn einfach. Wenn du eine Tasse Kaffee möchtest, solltest du einen Americano bestellen bzw. einen „Bica Cheia“.
Portugiesen sind so heiß auf ihren Espresso, dass es ihn praktisch überall gibt. Keine gastronomische Einrichtung, die nicht über eine gute Kaffeemaschine verfügt. Auch an Kiosken und in Bistros gibt es Espresso. Meistens kostet er nur 60 bis 70 Cent! Sollte eine Tasse Espresso mal einen Euro kosten, gilt das schon als Wucher. Seit ich wieder in Deutschland bin, wünsche ich mir diese paradiesischen Zustände zurück.
Dafür gibt es in vielen Lokalen aber auch nicht mehr als Espresso, Americano und Milchkaffee. Soll es etwas ausgefallener sein – z. B. ein Cappuccino – muss man dafür schon ein moderneres Café ansteuern, wie man es auch hierzulande kennt. Dort kostet ein Getränk ähnlich viel wie zu Hause. Diese neueren Lokale sind es auch, in denen man eher mal zur Ruhe kommt, während klassische Cafés in Lissabon oft laut und wuselig sind.
Während meiner vier Tage in Lissabon bin ich in etwa fünfzehn Cafés gewesen. Im Rückblick war das übertrieben, aber die Auswahl ist riesig und ich hatte mich gefreut, dass der Kaffee dort überhaupt wertgeschätzt wird. Zehn Cafés möchte ich dir jetzt vorstellen (in keiner bestimmten Reihenfolge):
1. Café da Garagem
Dieses Café im Stadtteil Alfama empfehle ich wegen seiner Aussicht. Das Lokal liegt im Untergeschoss des Teatros de Garagem. Es ist ein lang gezogener Raum mit fast bodentiefen Fenstern und einem tollen Blick auf die Stadt. Man kann sich sogar direkt ans Fenster setzen, sofern dort noch Plätze frei sind. Im Hintergrund läuft entspannte Musik. Neben Kaffee und Tee gibt es auch Snacks und Sandwiches.
2. Quiosque de Refresco
Die Nummer 2 steht stellvertretend für unzählige Kioske, die du überall in der Stadt finden wirst: auf kleinen und großen Plätzen sowie in Parks. Sie sind typisch für Lissabon! Du kannst sie nicht übersehen.
An diesen Kiosken halten viele Einheimische kurz inne, bevor es weiter geht mit ihrem Leben. Der Espresso ist hier nicht der allerbeste, aber ganz gut und mit höchstens 70 Cent gewohnt günstig.
3. O Melhor Bolo de Chocolate do Mundo
Dieses winzige Café liegt im Stadtteil Campo de Ourique. Alleine hätte ich es nicht gefunden. Das Lokal war die erste Station der Food Tour, an der ich in Lissabon teilgenommen hatte. Hier gibt es nur zwei Tische sowie einen kleinen Außensitz. Die Größe ist allerdings nicht entscheidend.
Hier kommt man her, um den angeblich besten Schokoladenkuchen der Welt zu probieren. Schließlich steckt dieser Anspruch schon im Namen des Cafés. Der Inhaber Carlos Braz Lopes ist stolz auf diesen Kuchen und das zurecht. Er schmeckt wirklich wunderbar und ganz anders als andere Schokokuchen, da er hauptsächlich aus Butter, Zucker und Eiern besteht.
4. Copenhagen Coffee Lab
In diesem Hipster-Laden wird Kaffee als Kunst verstanden. Deshalb kann es auch ein paar Minuten dauern, bis man ihn bekommt. Die Auswahl an Kaffeespezialitäten ist groß. Zudem gibt es süße Snacks und ein paar andere Speisen.
Der in weiß gekleidete Raum steht voll mit Macbooks, aber es gibt auch Zonen, die als computerfrei deklariert werden. Der Laden ist geschmackvoll-modern eingerichtet.
Übrigens: Auf der gegenüberliegenden Straßenseite liegt das Tease Café. Auch dort ist es gemütlich, aber der Cappuccino überzeugte mich nicht. Der Laden ist allerdings besser bekannt für seine große Auswahl an Cupcakes.
5. Confeitaria Pastéis de Belém
Dieses Café steht in jedem Reiseführer und in jedem Blog. Dennoch – oder gerade deswegen – kann ich es hier nicht auslassen. Das Lokal ist die Anlaufstelle für Touristen. In gewisser Weise ist es sogar ein Touristennepp. Denn gemütlich ist es hier nicht. In dem verwinkelten Café stehen mindestens 100 Tische, die während meines Besuchs (im Winter!) fast alle besetzt waren. Vor allem Asiaten bevölkerten das Café busweise.
Bekannt ist die Confeitaria für die süßen Pastéis de Nata. Die gibt’s in Lissabon zwar überall, doch hier verwendet man angeblich das Originalrezept der Mönche aus dem 19. Jahrhundert. Etwa 20.000 dieser kleinen Törtchen backt man hier jeden Tag. Ich habe eines mitgenommen und es war wirklich lecker.
Sofern du den Stadtteil Belém mit seinem Wachturm und dem Hieronymuskloster besuchst, kommst du an dem Café ohnehin vorbei und kannst es dir anschauen bzw. ein Törtchen mitnehmen.
6. Cafés in der LX Factory
Die LX Factory ist ein altes Fabrikgelände, auf dem sich angesagte Cafés, Restaurants und Geschäfte angesiedelt haben. Aus meiner Sicht ist dieses Mini-Stadtviertel einen Besuch wert und wenn du schon dort bist, kannst du gleich die Cafés ausprobieren.
Ich war im Café na Fabrica. Dort gibt es neben Kaffee und Snacks auch Mittagsangebote. Bei gutem Wetter kannst du draußen sitzen.
Eine Alternative ist das Wish Café, das sich als „Slow Coffee House“ bezeichnet, denn auch hier ist Kaffee Kunst. Bei schlechtem Wetter ist es hier drinnen gemütlicher.
7. Hello, Kristof
Dieses von außen unscheinbare Café entdeckte ich zufällig, als ich bei regnerischem Wetter auf der Suche nach einem Unterschlupf war. Hier fand ich nicht nur einen trockenen Platz, sondern auch die Ruhe zum Lesen. Auch zum Arbeiten würde sich das Café eignen. Auf der Karte stehen eine gute Auswahl an Kaffees sowie frisch zubereitete Snacks.
8. Manteigaria Fábrica de Pastéis de Nata
Die Manteigaria ist ein reines Stehcafé und wie die Confeitaria in Belém bekannt für seine Pastéis de Nata. Auch hier schmecken sie vorzüglich, da sie frisch aus dem Ofen serviert werden.
Ich habe zwei Filialen gefunden: Eine am Praça Luís de Camões und eine im Time Out Market (Mercado da Ribeira). Zwar kann man hier nicht sitzen, aber dafür muss man sich im Vergleich zu Belém das ganze Touristen-Brimborium nicht antun.
9. Café A Brasileira
Das Café A Brasileira ist eines der traditionellsten Lokale der Stadt. Es ist gleichzeitig Café und Bar und jederzeit gut gefüllt mit Einheimischen und Touristen gleichermaßen. Im Untergeschoss befindet sich ein zugehöriges Restaurant.
Die Tische des Cafés waren während meines Besuchs voll besetzt, aber auch an der Bar kann man sitzen (oder stehen). Ich entschied mich dafür, im Stehen einen Espresso an der Bar zu trinken. Dabei nahm ich mir Zeit die alte Einrichtung anzuschauen. Am Eingang befindet sich ein winziges Kiosk, aus dem heraus eine ältere Dame Zigaretten und Zeitschriften verkaufte. Irgendwie kultig.
10. Fábrica Coffee Roasters
Zuletzt möchte ich noch ein modernes, hippes Café empfehlen. Von außen wirkt es klein, aber innen ist es sehr geräumig. Auch hier wird die Kaffeekultur sehr ernst genommen. Die Auswahl an verschiedenen Sorten ist groß und auch die Sandwiches sind wirklich lecker.
Von den Fábrica Coffee Roasters gibt es zwei Filialen in Lissabon.
Auf der folgenden Karte habe ich alle Cafés markiert:
Meine anderen Texte über Lissabon:
Danke für die schöne Bestandsaufnahme. An den Pastéis de Nata kommt man in Lissabon definitiv nicht vorbei. Und das ist auch gut so. Lecker.