Meine Reise durch Mexiko und Guatemala hat mir eines gezeigt: Arbeiten und Reisen bringt eine Menge Herausforderungen mit sich. Es ist längst nicht so entspannt wie es klingt. Wer also dazu neigt, meinen Beruf als uneingeschränkten Traumjob zu verstehen, der sollte hier ganz genau lesen.
Es gibt genug Herausforderungen für zwei Artikel. Im ersten Teil ging es um das Thema Zeit; vor allem um den Umgang mit Arbeitszeit und Reisezeit.
Der Beitrag liegt nun schon einige Wochen zurück. Seitdem habe ich meine eigenen Lösungsvorschläge angewendet. Nicht immer ganz konsequent, aber im Großen und Ganzen ist es mir gut gelungen.
Doch der echte Praxistest beginnt erst jetzt, da ich das Experiment „Arbeiten & Reisen“ in Südafrika erneut ausprobiere.
Im zweiten Teil geht es nun um Herausforderungen ganz anderer Art. Sie sind eher mentaler Natur und damit mindestens genauso spannend.
4. Herausforderung: Zweifel
AKTUELLER ZUSTAND: Meinen Lebensstil würde ich als frei und unabhängig beschreiben. Es gibt weniger Regeln, weniger ungeschriebene Gesetze. Das lädt geradezu zum Zweifeln ein, denn ursprünglich habe ich ja einmal etwas anderes gelernt.
So frage ich mich, was es bedeutet, dass jemand zu mir sagt: „Wenn Du irgendwann mal wieder etwas Ernsthaftes machst..“
Mache ich etwa nichts Ernsthaftes? Um ehrlich zu sein, fühlt es sich tatsächlich nicht immer richtig ernsthaft an und für Außenstehende schon gar nicht. Wie ernsthaft kann Arbeit sein, wenn ich ’nur‘ einen Text schreibe und dabei noch in einer Strandbar sitze?
Das ist nur eine von vielen Fragen. Andere, die immer wieder in mir hochkommen: Werde ich davon leben können? Wird jemals jemand meine eBooks kaufen? Werde ich meine Ziele erreichen? Nutzt überhaupt jemandem, was ich mache? Ist es egoistisch, so ausgiebig um die Welt zu reisen?
Diese Fragen bestimmen nicht mein Leben. Aber sie können jeden Tag kommen. Jede Minute sogar. Wenn es einmal nicht so gut läuft, geht das ganz schnell.
LÖSUNG: Der erste Schritt zum Umgang mit Zweifeln ist eine einfache Erkenntnis: Jeder Mensch zweifelt! Ich bin damit also nicht allein. Je weiter unser Handeln von der Norm abweicht, desto größer sind die Zweifel. Wir tun uns eben leichter damit, etwas nachzumachen, als etwas anderes zu probieren.
Daher lese ich Blogs und Bücher und höre Podcasts über Unternehmertum, digitale Nomaden und Self Publishing, um von den Erfahrungen anderer zu profitieren. Den größten Wert steuern diejenigen bei, die offen eingestehen, dass sie selbst Zweifel haben.
Deswegen schreibe ich darüber: Du sollst sehen, dass es auch für andere nicht so leicht ist, wie es von außen wirkt. Jeder hat seine Probleme Herausforderungen.
Zweifel sind zudem reine Kopfsache. Sie existieren nur in unseren Gedanken. Wenn sie stören, müssen wir sie mit anderen Gedanken übertrumpfen. Also, im Zweifel einfach weiter machen! Augen zu und durch. Bis die positiven Gedanken wieder übernehmen.
5. Herausforderung: Werte schaffen
AKTUELLER ZUSTAND: Mehr Geld zu verdienen, spielt ab einem gewissen Punkt eine untergeordnete Rolle. Ich möchte gut leben, ohne jedes mal auf mein Konto schauen zu müssen, wenn ich mir etwas leiste. Das habe ich erreicht und bin mit meinem Lebensstandard zufrieden. Ich muss nicht mehr haben.
So geht es sicherlich nicht nur mir. Im Durchschnitt steigt die Zufriedenheit nur bis zu einem monatlichen Haushaltseinkommen von 5.000 Euro (netto). Bei dem einen mag es weniger sein, bei dem anderen etwas mehr.
Da ich nicht mehr nur für Geld arbeite, ist mir der Sinn wichtiger geworden. Ich habe keinerlei Motivation mehr für Aufgaben, denen ich keinen Wert geben kann.
Und so frage ich mich regelmäßig: Wie sinnvoll ist das, was ich mache? Was soll das alles? Wem helfe ich damit? Wie finde ich Aufgaben, die sinnvoll sind? Wie kann ich damit meinen Lebensunterhalt verdienen? Es ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich mir diese Fragen ernsthaft stelle.
LÖSUNG: Als ich vor einigen Monaten das Gefühl hatte, festgefahren zu sein, las ich das Buch Start with Why von Simon Sinek.
Das Buch hat mir die Augen geöffnet. Seitdem frage ich mich häufig nach dem WARUM. Ich glaube es treibt mich dazu an, bessere und nützlichere Arbeit zu leisten.
Meine Blogs sehe ich nun aus einer neuen Perspektive. Die Inhalte haben sich seitdem ein bisschen verändert. Ich habe viel mehr Ideen für Produkte (v.a. eBooks) rund um 101 Places und introvertiert.org.
Mit einem WARUM allein läuft jedoch auch nicht alles von selbst. Manchmal werden die Zweifel größer als der Wunsch, etwas Nützliches zu schaffen. Dann bleibt nur der bereits erwähnte Ansatz „Augen zu und durch“. Meinen Anspruch an Sinn möchte ich mir nicht von den Erwartungen anderer diktieren lassen.
So versuche ich lieber, Probleme zu erkennen, indem ich meinen Lesern zuhöre, E-Mails beantworte oder mein eigenes Forum (für Introvertierte) verfolge.
Ich vertraue darauf, dass das Geld dem Nutzen schon folgen wird. Denn eine Nebenbedingung meiner Arbeit ist, dass ich perspektivisch davon leben können muss. Nur so kann ich viel Zeit darauf verwenden, Sinnvolles zu tun.
Also überlege ich mir, ob es einen Markt gibt, wobei das nicht im Vordergrund steht. Für einen Reiseblog gibt es im wirtschaftlichen Sinne angeblich keinen Markt. Ich habe später trotzdem einen gefunden. Mit introvertiert.org werde ich mich noch schwerer tun, aber auch dafür gibt es Optionen. Solange es einen Nutzen gibt.
Meine Schlussfolgerung zum Arbeiten & Reisen – Teil 2
Arbeiten & Reisen besteht nicht nur aus organisatorischen Herausforderungen. Auch mental muss man sich auf diese Situation vorbereiten – oder zumindest bereit sein, sich entsprechend anzupassen.
Die meisten der hier beschriebenen Herausforderungen treffen auf alle Selbständige dazu und manch einem mögen sie wie Luxusprobleme erscheinen. Aber auch an luxuriösen Herausforderungen kann man scheitern.
Natürlich ist Arbeiten & Reisen weit davon entfernt, ein schlechter „Deal“ für mich zu sein. Doch ich neige ja dazu, nicht nur über die Sonnenseiten zu schreiben. Das finde ich sogar langweilig. Was sollte ich auch sagen: „Alles super!“?
Daher teile ich meine Gedanken mit allen, die in einem neonbeleuchteten Büro sitzen und vom Arbeiten & Reisen träumen. Es ist ein gutes Leben, aber kein uneingeschränkter Spaß.
Die Frage, ob das was man tut jemanden nutzt bzw. ob man mit dem was man tut Schaden anrichtet kann man sich auch bei vielen „normalen“ Jobs stellen. Da wird sie aber durch den existiellen Druck verdrängt arbeiten gehen zu müssen, um seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können.
Stimmt, ich hatte vor einiger Zeit auch schon mal geschrieben, dass ich die meisten heutigen Jobs für ziemlich sinnfrei halte. Und meine waren da keine Ausnahme :-)
Das hast du sehr schön beschrieben. Wer nicht zweifelt, der lebt nicht.
Auch mich fragen, seit jetzt inwzischen 7 Jahren, alle, ob ich nicht mal etwas „vernünftiges“ „festes“ machen will und ob ich nie Angst habe „keinen Job“ zu bekommen… Aber bis jetzt habe ich immer irgendeinen Job bekommen.. ob das so bleibt werden wir sehen – aber bis dahin lebe ich mein Leben einfach weiter.
Ja, wenn das mal irgendwann nicht mehr klappt (was ich bezweifle), können wir ja immer noch etwas „Richtiges“ machen ;-)
Ich verfolge deine Artikel sehr regelmässig und du bist einer der Gründe warum ich es jetzt – im Oktober wage – auf Reisen zu gehen. Alleine aus diesem Grund ist deine Arbeit schon sinnvoll ;-) Du bereicherst mich und andere mit deiner Erfahrung und deiner Art zu schreiben ;-) Ich hoffe inständig man läuft sich mal über den Weg – die Welt ist ja bekanntlich klein.
Hi Stefanie,
in Mexiko ist das schon zweimal passiert. Ist also nicht unmöglich :-)
Hi Patrick,
coole Seite, sympathische Gedanken!
Wenn Du Dir mein Imagevideo auf meiner Seite anschaust, wirst Du feststellen, dass ich auch gerne mobil arbeite. Ich bin aber auch gerne Zuhause in meiner Komfort-Zone! ;-)
Zur Sinn-Frage: Die meisten Berufe sind doch idiotisch und oft auch noch schädlich, wenn wir wir mal ehrlich sind, also entspann Dich. Aber jedem, der aus solchen Berufen aussteigen möchte, spendest Du mit Deinem Block Nutzen.
Und am Ende zählt sowieso nur eins: Es ist Dein Leben und Deine Entscheidung, was Du tust!
Viele Grüße, Matthias