Heute möchte ich Euch ein Interview mit Nils Römeling präsentieren, der zusammen mit seiner Frau für zwei Jahre um die Welt zog – und sein Reisebudget verdiente, indem er über seine Reise schrieb.
Nils war wohl einer der ersten Deutschen, die das Thema Arbeiten & Reisen der breiten Masse vorgestellt haben. Auf Gnomad.de schrieben er und seine Frau ihre Reiseerlebnisse auf. Die Business-Perspektive veröffentlichte Nils hingegen auf Affiliate-auf-Weltreise.de. Darüber hinaus stampften die beiden unterwegs weitere Projekte aus dem Boden – immer darauf bedacht, ihre Erfahrungen zu teilen und gewinnbringend einzusetzen.
Im Interview verriet mir Nils, wie akribisch er sich auf die Arbeit unterwegs vorbereitete und weshalb er seine Erfahrungen nun in einem Buch veröffentlicht hat.
Plante Nils hier in Gedanken bereits eine Website über Hängematten?
Patrick: Nils, in Deinem Buch schreibst Du, dass die Idee, um die Welt zu reisen von Deiner Frau stammt. Du musstest Dich erst an den Gedanken gewöhnen, denn Du hattest Karrierepläne. Wie kam es, dass Du Dich für die Idee letztendlich doch immer mehr begeistern konntest?
Nils: Ja, nach dem Studium war ich voller Ambitionen, Karriere in einem Unternehmen oder einem Konzern zu machen. Das wird dir als BWLer an der Uni irgendwie eingetrichtert. Von Work-Life-Balance und so „einem Zeugs“ lernt man da meist nichts, diese Erfahrungen muss man selbst machen.
Mein Einstieg in München bei der Scout24-Gruppe war dann mein Anfang in der Onlinebranche, die seit jeher eine hohe Schlagzahl fährt und ständig wächst. So kam es, dass ich fünf Jahre zwischen Augsburg und München pendelte und irgendwann nicht mehr wollte und konnte. Dann ergab sich die Chance sich selbstständig zu machen mit meinen eigenen Projekten. Die Idee, von unterwegs zu arbeiten und auf Weltreise zu gehen, nahm also tatsächlich Gestalt an.
Für diesen Schritt bin ich meiner Frau sehr dankbar, ohne sie wäre ich diesen Schritt niemals gegangen.
Vor der Reise habt Ihr gute Ersparnisse zurückgelegt, die Ihr jedoch nicht antasten musstet. Eure Idee war, die Reise mit der digitalen Arbeit unterwegs zu finanzieren. Hast Du bereits vor der Reise mit gnomad.de oder anderen Websites Geld verdient? Wie lange hast Du das vorbereitet?
Wir wussten nicht, ob es tatsächlich klappen würde mit dem Arbeiten und Geld verdienen von unterwegs. Deshalb die Ersparnisse! Es hätte auch sein können, dass wir einfach nur genießen und reisen wollten. Doch so kam es nicht. Als ich mich 2007 selbstständig machte, hatte ich schon ca. 50 Affiliate-Projekte, heute sind es einige mehr. Die ersten sind von 1998 und mit der Zeit gewachsen, wieder verschwunden oder ausgebaut worden. Richtig intensiv habe ich ein Jahr vor der Reise den Gnomad-Blog vorbereitet, führte ihn aber schon seit 2006 mehr oder weniger mit Herzblut.
Der Reiseblog war dann nicht die einzige Einnahmequelle, denn das hätte zu zweit nicht gereicht. Es gehört schon ein langer Atem dazu, einen Blog erfolgreich zu machen im Sinne von Besucherzahlen und Einnahmen.
Das kann ich bestätigen! Du hast unterwegs durchaus viel gearbeitet und sogar weitere Websites erstellt, wie zum Beispiel Galapagos-Inseln.net. Musstest Du Dich dazu stark motivieren? Wie ließen sich Reise- und Arbeitszeit vereinbaren?
Zu einigen unserer Reiseziele gab es neben dem Gnomad.de Blog gezielte Webseiten. Das hat sicherlich den steuerlichen Vorteil, zusätzliche Kosten absetzbar zu machen, andererseits wollten wir die Leser auf dem Gnomad.de Blog nicht zu sehr mit Details nerven. Die Motivation zu den zusätzlichen Seiten war schon früh da, denn in meinen Augen sind das Investitionen in die Zukunft. Die Seite zu den Galapagos Inseln machte besonders Spaß, da wir uns somit genauestens mit der Tierwelt beschäftigen konnten.
Ansonsten waren vor allem die Anfangsmonate recht kompliziert die Arbeitszeit zu koordinieren, da wir gemeinsam erst auf einen Nenner kommen mussten. Ich wollte morgens meinen Kram erledigen, meine Frau aber in dieser Zeit reisen und erst Abends zur Ruhe kommen. Mit der Zeit hat sich das eingespielt und ich habe fast immer abends nach dem Ankommen an einer neuen Destination gearbeitet. Außerdem haben wir drei mehrwöchige Stopps eingelegt.
Die Gnomads unterwegs
Im Buch erwähnst Du die Bedeutung Deiner Heimatbasis. Welche Rolle hat diese gespielt, um Reisen und Arbeiten miteinander vereinbaren zu können?
Jeder Unternehmer kennt es: Die Umsatzsteuer wartet, eventuell noch die jährliche Einkommensteuer, Rechnungen müssen bezahlt werden oder ein Abmahnanwalt melde sich per Post. Ohne eine deutsche Postadresse geht es nicht, das haben wir recht schnell gemerkt.
Während es mittlerweile ganz brauchbare Services gibt, die einem den Papierkram abnehmen, haben meine Eltern die Post entgegen genommen, eingescannt und mir zugeschickt. Meine Steuerberatung in München bekam einmal pro Monat einen Packen Quittungen und Rechnungen per Post.
Dem Finanzamt ist es egal wo man sich befindet, Hauptsache alle Terminsachen werden fristgerecht abgegeben. Im Buch findet man allerhand Tipps und Tricks, im Grunde sind diese organisatorischen Sachen nur einmalige Fleißarbeit. Wenn der Ablauf irgendwann einmal feststeht, läuft es fast von selbst.
Apropos Heimatbasis: Zwischendurch seid ihr eine Woche zuhause gewesen. Wie kam das und wie hat sich das angefühlt, mitten auf der Weltreise im Haus der Eltern zu sitzen und dann wieder aufzubrechen?
Das war nach acht Monaten Südamerika. Geplant war das eigentlich nicht, aber dennoch nützlich. Da die Oneway-Flüge von Südamerika nach Afrika enorm teuer waren, sind wir über London und München mit einem einwöchigem Stopp nach Nairobi geflogen, für einen Bruchteil der Kosten.
Die Woche verging sehr schnell: Klamotten tauschen (in Südamerika war es sehr kalt, in Afrika dann sehr heiß), Zelt einpacken und Besorgungen erledigen. Eine Woche davor wurde mir in Buenos Aires die Kreditkarte gestohlen und die Neue wartete schon zu Hause – Glück im Unglück…
Ich glaube, wir waren froh, im Flieger Richtung Afrika zu sitzen und wussten, dass unsere Weltreise noch nicht zu Ende war. Wir hatten Lunte gerochen und wussten, dass die Welt noch mehr für uns parat hält.
Ihr habt Eure Reise Anfang 2011 beendet. Was hast Du seitdem gemacht?
Die Monate danach waren recht schwer und ungewohnt: Zu Hause bei den Eltern einziehen und sich erholen. Da tut sich ein großes Loch vor dir auf in dem ein Schild hängt „Das war es nun! Ende.“
Nach einiger Zeit ging ich dann wieder an meine Webprojekte und nun läuft es in den letzten zwei Jahren ganz rund. Wir haben ein neues Zuhause in Augsburg gefunden und ich arbeite vor allem an meinen eigenen Projekten, aber auch ein wenig als SEO-Berater. Außerdem tingele ich wieder auf diversen SEO- und Affiliate-Konferenzen herum, um mein Netzwerk zu vergrößern und neue Erkenntnisse aus der Google-Welt zu erfahren.
Fotos von Nils‘ Weltreise
Weshalb holst Du die Weltreise jetzt wieder hervor – und gleich mit einem 500-seitigen eBook?
Vor allem auf diesen Veranstaltungen hat man mich oft auf meine Reise angesprochen. Viele konnten sich nicht vorstellen, dass man tatsächlich von fast allen Orten der Welt arbeiten könne.
„Und das funktioniert?“ hörte ich immer wieder. Bis zuletzt. Im Dezember 2012 beschloss ich dann endlich alles aufs Papier zu bringen, wobei ich die Idee schon länger hatte. Aber da fehlte mir die Motivation.
Nun kann ich nur jeden motivieren das Reisen und online Arbeiten einmal auszuprobieren, es muss ja nicht gleich eine Weltreise sein, sondern ein sanfter Ausstieg für drei oder vier Monate reicht, um das Gefühl leben zu können unabhängig zu sein.
Wen möchtest Du mit Deinem Buch ansprechen? Wer kann daraus lernen?
Zielgruppe sind sicherlich alle Personen, die eh schon am PC arbeiten, sei es als Designer, Programmierer, Texter oder eben SEO und Affiliate. Ich zeige allerhand Plattformen, auf denen man sich als Freelancer durchschlagen kann, Projekte annehmen und bearbeiten kann. Somit macht man sich Stück für Stück ortsunabhängig.
Aber ich möchte Reisewilligen auch zeigen, wie man eine Reisewebseite aufbaut, um mit dieser Geld zu verdienen. Hier gibt es sicherlich viele Fotografen und Autoren, die spannende Geschichte von Ihren Reisen erzählen können.
Nils, ich danke Dir für dieses Gespräch.
Ein schönes, kurzweiliges und sehr gehaltvolles Interview! Mir haben nicht nur die offenen Antworten sondern auch die Fragen gefallen, und das hat mir Lust aufs E-Book gemacht. Vielen Dank dafür.
/inka
Danke Dir, Inka!
Sehr interessantes Interview! Über 50 Affiliate Projekte finde ich schon erstaunlich. Heisst das Nischenwebseite, einmalig Content erstellen und dann bewerben, oder regelmässige Pflege der Seiten?
Grüsse in meine alte Heimat Augsburg
Sebastian
*lach* ja mein Cousin ist ein fiffiger Kerl… tolles Interview und ich hoffe Nils signiert mir das dann auch später mal….
Liegt in der Verwandtschaft….Ich lade dich dann zu meiner 1.Lesung ein ;-)
Hi Patrick,
vielen Dank für das interessante Gespräch mit dir!
Sebastian: Die 50 Projekte waren nur der Anfang. Schnell haben sich A, B und C Projekte kristallisiert. Die A-Projekte sind größer geworden und gewachsen (teilweise mit News-Komponente), die B wurden zunächst beobachtet nach Rankings und Umsätze und die C-Projekte waren meist Keyword-Domains als One-Pager. Diese wurden dann entweder weiterentwickelt oder liegen gelassen. Heute habe ich einiges mehr.
Die besten Projekte sind aber weiter ausgebaut worden, bieten viele Infos und sind bestenfalls nicht als Affiliate-Seite erkennbar. Nur so klappt es heute noch. Geschrieben habe ich da selten selbst, sondern ich habe mir ein Netzwerk von Schreibern aufgebaut, die eben in der jeweiligen Nische zu Hause sind.
Sehr schönes Interview:D
Ich habe Nils Blog damals auch gespannt mitverfolgt und wurde durch seine Aktivitäten sicherlich auch „ein wenig“ inspiriert; mittlerweile bin ich selbst seit vier Monaten unterwegs und tingle als Webworker durch die Gegend. Aber ohne jahrelange Erfahrung und Aufbauen von Strukturen, um von unterwegs aus zu arbeiten, wäre tatsächlich kaum möglich…ich denke, dass das Buch da auch solide Ansätze liefert:)