Fünf Jahre lagen zwischen meinen beiden Reisen nach Mexiko. In dieser Zeit habe ich nicht oft an Mexiko gedacht. Doch wenn mir dieses Land in den Sinn kam, dann dachte ich an Oaxaca. Der Name ist Musik in meinen Ohren, solange man ihn richtig ausspricht.
Oaxaca ist nicht der Ort, in dem Du eine lange Liste an Sehenswürdigkeiten abarbeiten kannst. Ich war neun Tage in Oaxaca, und um ehrlich zu sein, habe ich mir in der Stadt nichts Konkretes angesehen. Sicher, es gibt eine Reihe von Kathedralen, Museen und Kunstgalerien. Sie tragen äußerst positiv zum Stadtbild bei. Doch ich laufe nicht mehr eine Kirche nach der anderen ab. Die Zeiten sind vorbei.
Also, was macht Oaxaca de Juárez so besonders? Für mich sind es einige Kleinigkeiten, die in einer sehr entspannten Atmosphäre resultieren.
Oaxaca ist umgeben von Bergen in einem Tal. Dieses Tal liegt jedoch auf mehr als 1.500 Metern Höhe. Dadurch ist das Klima sehr angenehm. Tagsüber wird es lediglich in der Sonne wirklich warm. Abends ist es Sweatshirt-frisch.
Mit 260.000 Einwohnern ist Oaxaca nicht klein, aber als Besucher verlässt man kaum einmal die Altstadt. Diese erstreckt sich etwa einen Kilometer rund um den zentralen Platz, den Zócalo.
Die Altstadt ist so schön anzusehen, dass ich jeden Tag ein wenig durch die Gassen geschlendert bin. Das konnte mich nie ermüden. Vor allem am Abend, wenn die Häuser und Straßen beleuchtet sind, entfaltet Oaxaca seinen vollen Charme.
Wenn ich nicht gerade schlenderte, suchte ich eines der gemütlichen Cafés und Restaurants auf. Dort war ich bei Weitem nicht der einzige ‚Webworker‘, denn Wifi und genügend Steckdosen erwärmen das Herz jedes digitalen Arbeiters (Café-Tipps: Brújula und Los Cuiles).
Natur und Geschichte in Oaxacas Umland
Irgendwann wird selbst mir das Arbeiten in Cafés zu viel. Nach zehn Tagen Mexico City und einiger Zeit in Oaxaca musste ich raus aus der Stadt. Ich brauchte wieder Natur! In Oaxacas Umland ist das kein Problem.
Monte Albán
Zunächst fuhr ich nach Monte Albán, die frühere Hauptstadt der Zapoteken und heute UNESCO Weltkulturerbe. Die Ruinen liegen in 2.000 Metern Höhe. Von dort oben gibt es einen wunderbaren Ausblick auf das Umland.
Eine Tour nach Monte Albán gehört wahrscheinlich in jedes Touristenprogramm. So war es auch bei mir, vor fünf Jahren. Damals besuchte ich Monte Albán im Rahmen einer Tour. Ich ließ mich über das Gelände führen, hörte mir all die Dinge an, die mich überhaupt nicht interessierten, bis der Bus weiterfuhr.
Doch es geht auch anders. Dieses Mal bin ich selbst angereist. Busse fahren stündlich von Oaxaca nach Monte Albán. So konnte ich mir so viel Zeit lassen, wie ich es wollte. Vor allem konnte ich selbst entscheiden, auf welcher Ruine ich eine Weile sitzen und die grüne Natur genießen mochte. Außerdem ist es lustig, von oben zu beobachten, wie sich die Touristengruppen auf dem Gelände verschieben und selbst nicht Teil dieser Gruppen zu sein.
Monte Albán gehört zu meinen liebsten Ruinen, weil es dort oben schön grün, kühl und ruhig ist. Spektakulärer sind jedoch andere Pyramiden in Mexiko.
Info: Die Busse nach Monte Albán fahren ab 08:30 Uhr stündlich in der Calle Mina auf Höhe des El Quijote Hostals. Die Fahrt dauert 25 Minuten und kostet 50 Pesos. Eintritt für Monte Albán: 57 Pesos.
Die Mitla-Tour
Vor fünf Jahren war ich in Mitla, dieses Mal nicht. Der Ausflug nach Mitla ist die Standardtour in Oaxaca. Daher möchte ich sie kurz erwähnen, auch wenn ich sie mittelmäßig finde.
Die Tour beinhaltet mehrere Stopps, allerdings ist nicht jede gleich. Die meisten Touren halten in einer kleinen Weberei, einer Mezcal-Fabrik, bei Hierve el Agua und in Mitla.
Hierve el Agua ist eine Felsformation, die von Weitem wie ein Wasserfall aussieht. Auf den Felsen befinden sich Frischwasserbecken. Wenn das Wasser übertritt, bleiben Mineralien am Felsen hängen, die den Eindruck eines Wasserfalls erwecken. In den (zum Teil künstlichen) Becken kann man baden.
In Mitla gibt es kleine Ruinen, deren Wände mit Mosaiken dekoriert sind.
Die Ruinen von Mitla
Die Ruinen von Mitla
Insgesamt sind diese Touren ganz nett, aber nicht gut genug, um mich fünf Jahre später zu einem zweiten Besuch zu motivieren.
Mountainbike Tour im Oaxaca Valley
Ich musste dringend mal die Stadt verlassen und auch etwas Bewegung schadet mir ja nicht. Daher entschied ich mich für eine geführte Mountainbike Tour im Oaxaca Valley.
Die Tour dauerte dreieinhalb Stunden, was ich zunächst als enttäuschend wenig empfand. Am Ende dieser dreieinhalb Stunden war ich jedoch froh, dass ich es geschafft hatte, denn die Tour war durchaus anstrengend.
In der ersten Stunde ging es häufig bergauf und in diesen Momenten spürte ich wieder die 1.500 Meter Höhe, auf der wir uns befanden.
Der Ausflug wurde mit einer schönen Natur und wunderbaren Ausblicken belohnt. Außerdem besuchten wir das verlassene Kloster Cuilapan de Guerrero, was so ganz ohne andere Touristen ein wirklich schönes Ziel gewesen ist.
Cuilapan de Guerrero
Info: Die Tour habe ich bei Bicicletas Pedro Martinez gebucht. In der Regel führen sie Touren ab zwei Personen durch, doch für Alleinreisende gibt es die „Special Tour“ durch das Valley für nicht billige 850 Pesos (50 Euro).
Raus aufs Dorf: Die Pueblos Mancomunados
Monte Albán und eine Mountainbike Tour waren nicht genug. Ich wollte noch weiter hinaus und stieß auf die Pueblos Mancomunados. Dabei handelt es sich um ein paar kleine Zapoteken-Dörfer in den Bergen. Diese Dörfer schlossen sich zusammen, um gemeinsam Touristen in die Region zu holen (mehr dazu: Expediciones Sierra Norte).
Einer dieser Touristen war also ich und während meiner zwei Tage in den Bergen habe ich keinen anderen gesehen.
Ich entschied mich für das Dorf Llano Grande. Die Anfahrt musste ich selbst organisieren, es wurde mir aber eindeutig erklärt.
Kaum angekommen, begann schon die erste Wanderung. Nur mein Führer Eduardo und ich. Da in der Region niemand mehr als drei englische Vokabeln beherrscht, musste ich nun endlich mein Spanisch anwenden. In den zwei Tagen habe ich keine tiefgründigen Gespräche geführt, aber ich kam zurecht.
Die Wanderung war an sich harmlos, doch wir waren auf mehr als 3.000 Metern Höhe und das habe ich bei jedem kleinen Anstieg gespürt. Anschließend konnte ich meine gemütliche Cabaña (Hütte) beziehen und schlief ein paar Stunden.
Zwischen Wandern und Schlafen ging ich zu jeder Mahlzeit in den örtlichen Comedor, eine Art uriges Restaurant. Bis auf die Inhaberfamilie war nie jemand da. Im Fernsehen liefen abwechselnd Telenovelas, Zeichentrickfilme, Fussball und The Voice of Mexico.
Meine Besuche im Comedor waren eine willkommene Abwechslung zum miesen Wetter. Das Dorf lag mitten in einer Regenwolke und es war kaum wärmer als 10 Grad. Meine Kleidung war am ersten Abend durchgeweicht. Da kam es mir gelegen, dass gegen 21 Uhr die Kamine in den Cabañas entzündet wurden. So rochen meine Klamotten anschließend zwar nach Rauch, aber sie waren trocken.
Am zweiten Tag führte die Wanderung ins Dorf Cuajimoloyas, von wo aus ich mit dem Bus wieder zurück in die Zivilisation fuhr.
Das Wetter war in den beiden Tagen alles andere als ideal, und man muss es wohl auch mögen, mal mehr oder weniger allein zu sein – unter Mexikanern, mit denen man sich nur notdürftig verständigen kann. Für mich war es zu dem Zeitpunkt genau die richtige Abwechslung zum Stadtleben.
Info: Expediciones Sierra Norte betreibt ein Büro im Zentrum Oaxacas. Dort kannst Du Dich zu den Optionen beraten lassen und einen Ausflug in die Dörfer organisieren.
Oaxaca: Meine liebste Stadt in Mexiko?
Die gemütliche Altstadt und die wunderbare Natur im Umland machen Oaxaca zu meiner liebsten Stadt in Mexiko. Jedenfalls dachte ich das bis vor ein paar Tagen.
Jetzt gibt es einen neuen Mitbewerber. Während ich diesen Artikel schreibe, bin ich in einer Stadt weit im Süden Mexikos. Sie nennt sich San Cristobal de las Casas und macht Oaxaca gehörig Konkurrenz, aber das ist Stoff für einen anderen Artikel.
Infos zur Unterkunft: Ich schlief die gesamte Zeit im El Quijote Hostal. Die Unterkunft liegt etwa 700 Meter vom Zócalo entfernt und wird von einer sehr freundlichen Familie betrieben. Ein Zimmer ohne Bad hat mich im Oktober 300 Pesos gekostet. Klare Empfehlung, wenn Du Freundlichkeit, Gemütlichkeit und Ruhe suchst.
Die Mountain Bike Tour muss ich mir gleich merken fürs nächste Jahr, danke!
Ich freu mich sehr über deine praktischen Tipps… Nächstes Jahr starte ich – introvertierte Allein-Travellerin – mein „ein Jahr Lateinamerika“ in Mexico. Sehr schön, dass du so anschaulich begründest, weshalb du etwas empfiehlst und auch Dinge erwähnst, die anderen aber vielleicht nicht unbedingt dir und mir gefallen würden. …und für mich von unschätzbarem Wert: Hinweise auf ruhige, nicht von Gruppen übervölkerte Plätze und Busverbindungen. Danke dafür!
Danke für diesen Artikel. Somit steht Oaxaca nun offiziell auf meiner Must Visit Liste für das nächste Jahr :)
Ich will dahin!!!! Danke für den Beitag:-)
Danke für Eure Kommentare. Ja, Oaxaca ist ein absolutes Muss, wenn ihr in Mexiko seid. So etwas sage ich nicht von vielen Orten :)
Na soviel hab ich von Oaxaca nich gesehen. War nur ganze 2,5 Tage da, natürlich inkl. Monte Alban. Fand es aber auch richtig angenehm. Und ich staune, Du schaffst einen Artikel über Oaxaca zu schreiben ohne die in ganz Mexiko berühmten Oaxaca Holzschnitzereien zu schreiben. Ist ja wie Erzgebirge ohne Weihnachtskram ;)
In San Cristobal war ich zwei Jahre vorher im Anschluß an die Ruinen von Palenque auch, ebenfalls eine tolle Erinnerung…
Ich glaube, das liegt daran, dass mich solcher Kram nicht sehr interessiert. Das blende ich dann völlig aus ;-)
Endlich hab‘ ich auch eine erste Panorama-Montage aus Oaxaca online: http://panoramastreetline.com/nightlife-street-scene-oaxaca-mexico-P5017
Beste Grüße!