Tikal ist aus meiner Sicht das Highlight Guatemalas. Die alte Mayastadt liegt ganz im Norden des Landes. Dort, wo sonst nicht viel ist. Aber der lange Weg lohnt sich.
Tikal war seinerzeit eine der bedeutendsten Mayastädte, bestehend aus unzähligen Gebäuden, von denen Tausende bis heute nicht ausgegraben sind. Die Stadt erstreckt sich über ein enormes Gelände; der begehbare Teil des Tikal Nationalparks ist jedoch nur ein kleiner Teil davon – fühlt sich aber auch schon groß an, da man ihn nur zu Fuß durchqueren kann.
Die Basis: Flores
Gehen wir zunächst einen Schritt zurück. Tikal selbst liegt tief im Regenwald. Wer die Pyramiden besuchen möchte, steigt aller Wahrscheinlichkeit nach in dem kleinen Ort Flores ab. Mehr als eine Stunde von Tikal entfernt.
Flores ist ein ganz putziges Dorf auf einer kleinen Insel. Man kann sie problemlos in 15 Minuten umlaufen. Letztendlich ist das auch beinahe alles, was sich in Flores machen lässt: umherlaufen. Vielleicht noch eine Bootsfahrt. Ein paar Restaurants gibt es auch, doch mehr als eine Basis für Tikal ist Flores nicht.
Meine Hostel-Empfehlung: Hostel Los Amigos
Ausblick auf Flores von der Brücke
Vor dem Aufstehen zu den Pyramiden
Eine Tour lässt sich in Flores an jeder Straßenecke buchen. Wenn gewünscht, kann sie einfach nur aus der An- und Abfahrt bestehen.
Richtige Frühaufsteher brechen schon um 3 Uhr morgens auf und stehen zum Sonnenaufgang auf der höchsten Pyramide. Langschläfer – wie ich – legen erst um 4:30 Uhr los. Mit einer verspäteten Abfahrt, der Anfahrt und der Trödelei beim Einlass waren wir schließlich um 7 Uhr morgens startbereit im Park. Später sollte man dort nicht auftauchen, wenn man noch zwei Stunden Ruhe haben will.
Dass ich auf die Sonnenaufgangstour verzichtet habe, hat mich hinterher nicht mehr gestört, denn von Sonne war nichts zu sehen. Ein tiefer Nebel hing über dem Tikal Nationalpark und sorgte für ein spannende Atmosphäre.
Nach ein paar Minuten habe ich mich schnell von der geführten Tour abgekapselt, um nicht fünf Stunden lang mit 20 Leuten einem Reiseführer hinterher zu trotten. Es gibt für mich nichts Langweiligeres und gleichzeitig Anstrengenderes.
Also habe ich mir eine Karte des Parks besorgt (abfotografierte Karte) und bin allein los. Da ich schneller war als die Gruppen, die sich jeden Stein erklären ließen, sah ich für die nächsten anderthalb Stunden nur zwei oder drei Menschen.
Zuerst ging es durch den Regenwald bis die ersten kleineren Ruinen im Nebel auftauchten. Auch ein paar Tiere, die mich an eine Mischung aus Eichhörnchen und Ratte erinnerten, aber groß wie Katzen waren, trugen ihren Teil zur mystischen Stimmung bei.
Das erste große Highlight war der Tempel IV, der höchste von allen. Auf ihm stehend überblickt man den gesamten Regenwald der Region. Ich hatte schon Fotos gesehen, stieg hinauf, wollte den Ausblick und sah: Nebel.
Ausblick von Tempel IV
Ich ging weiter, um andere Tempel zu erkunden, sah hier und da mal einen Menschen in der Ferne. Nach zwei Stunden traf ich auf meine Gruppe und ging gleich weiter zum Großen Platz, wo Tempel I und Tempel II stehen. Dort ließ ich mich nieder und genoss die Ruhe und die Sonne, die sich nun doch zeigte.
Nach und nach kamen immer mehr Touristengruppen zu dem zentralen Platz, es war auch schon 10 Uhr. Jetzt, da die Sonne schien, wollte ich es aber noch einmal wissen und ging erneut zu Tempel IV (dem höchsten). Mit dem blauen Himmel sah die Welt um mich herum schon ganz anders aus. Unter mir der Regenwald so weit das Auge reichte.
Ausblick von Tempel IV ohne Nebel
Am Ende dieses Ausflugs war ich zufrieden wie selten nach einer kulturellen Tour. In den fünf Stunden war es nie langweilig. Das Gelände ist groß und abwechslungsreich, die Wege sind recht weit, zwischendurch will man auch mal ausruhen und genießen und so verging die Zeit sehr schnell.
Tikal bekommt von mir eine klare Empfehlung. Für jeden Guatemala-Besuch ist es ein Muss und für Pyramiden-Liebhaber ist es selbst dann eine gute Option, wenn Guatemala nicht auf der Agenda steht, man aber in Belize oder Südmexiko verweilt.
Info: Die Anfahrt von Tikal kostete über das Amigos Hostel 90 Quetzales (ca. 8 Euro). Dazu kommen 150Q Eintritt für den Nationalpark. Für die Sunrise Tour um 3 Uhr morgens beträgt der Eintritt 250Q.
Hi Patrick,
ich bin ja mal wieder neidisch welch gutes Wetter Du hattest – ist eigentlich eine Frechheit. Waren wir doch fast zeitgleich unterwegs und während die Sonne mit Dir gereist ist, habe ich irgendwie den Regen von Mexiko über Belize bis nach Guatemala mitgezogen :( … ich habe mir einen Bericht über Tikal gespart, da ich die Sonnenuntergangstour gewählt und eben auch einen schönen Sonnentuntergang erwartet hatte. Stattdessen aber leider mehr Wolken und Nebel. Aber das kann man sich eben nicht aussuchen … umso schöner Deinen Bericht und Deine Fotos zu sehen. Aber auch ich war trotz des nicht ganz so optimalen Wetters begeistert und kann jedem einen Besuch dort nur empfehlen! Es gehört definitv zu einen der Highlights in dieser Region.
VG
Tino
Tikal gehört zusammen mit Angkor Wat und vielleicht noch Machu Pichu zu den Orten, die mich am meisten beindruckt haben. Ich bin froh, dass ich mich für einmal hab überwinden können, früh aufzustehen. Der Sonnenaufgang war ganz einfach magisch.
Hast du eigetnlich auch diese frechen Tiere gesehen, die den Touristen die Plastiktaschen mit Essen stahlen? Mich würde interessieren, welche Tierart das war.
Hi Oli,
ja, das frühe Aufstehen lohnt da mal.
Essen stehlende Tiere habe ich leider nicht gesehen ;-)
Obwohl es mit Quirigua meiner Meinung nach noch eine weitere sehr sehenswerte Mayastätte in Guatemala gibt neben ein dutzend kleinen und nicht so bekannten war auch für mich Tikal ein absolutes Highlight in diesem Land und ist für mich die schönste Mayastätte die ich bis heute besucht habe. Ich war 6 Stunden im Park unterwegs und die Zeit verging wie im Fluge.
Gruß Sven L.
Ich war letzten Monat auch in Tikal. Aus Zeitmangel konnten wir allerdings nur die Mittagstour machen, was ich aber nicht bereut habe, da der Sonnenuntergang auch sehr beeindruckend war und es gegen später auch sehr leer und somit mystisch im Park wurde.
Die Sonne hat geknallt an dem Tag, keine Wolke am Himmel, 36°C. Zum Glück hatten wir genug Wasser dabei, denn bei den Temperaturen kommt man in Tikal schnell ins Schwitzen. Wir haben uns bewusst für einen Guide entschieden und hätten die Zusatzinformationen, die übrigens in keinem Reiseführer standen, auch nicht missen wollen. Unser Parkführer war selbst ein Nachfahre der Mayas und konnte uns dank seiner spannenden Geschichten, Fakten und Anekdoten richtig fesseln und schafft es irgendwie, die uralte Mayastätte in unseren Köpfen zum Leben zu erwecken. Später blieb noch genug Zeit, alleine im Park rumzulaufen, wenn man denn wollte. Wir hatten sogar das große Glück, einen Jaguar zu sehen, die man nur ganz selten zu Gesicht bekommt.
Ich kann die Tour auch nur jedem empfehlen. Man kann sogar im Park übernachten/campen und so beide Touren (Sonnenuntergang und Sonnenaufgang) miteinander verbinden. Hätten wir mehr Zeit gehabt, hätten wir das gemacht. Wer näher am Park übernachten will, hat dazu auch die Möglichkeit. Es gibt ein paar Hotels in der Nähe. Für Backpacker empfehle ich aber auch Flores als Basis. Die Fahrt nach Tikal dauert etwa 90 Minuten.
Hallo Klaus,
schön, dass Du Deine Erfahrungen hier teilst!
Die Sunset-Tour hat sicher auch ihren Reiz, wenn es dann im Park wieder spürbar leerer wird.
Viele Grüße,
Patrick
Hallo Patrick, immer wenn ich hier vorbei schaue, entdecke ich Orte, von denen ich tatsächlich noch nie was gehört habe. oO Der Bericht ist wunderbar, und die Fotos lassen mich wirklich träumen. Ich muss aber auch gestehen, dass ich sehr auf Nebel stehe. Das macht alles so leicht verzaubert und irreal, absolut schön. :D
Lg aus Matrei am Brenner