In sechs Wochen USA (und drei Besuchen zuvor) sind mir einige Dinge aufgefallen, die ich an den USA mag. Aber auch Dinge, die ich nicht so mag. Auch wenn es sich in den Listen vielleicht nicht anhand der Bullet Points widerspiegelt: Ich mag die USA überwiegend ;-)
- Geschäftstüchtigkeit: Hier wird in allem potentiell ein Business gesehen. Egal, wo Du bist, es ist schon jemand da, der Dir verkaufen möchte, was Du gerade gebrauchen könntest. Meistens ist das ziemlich cool und ausgefuchst, nur manchmal störend.
- Auswahl: Egal, um was es geht. Die Auswahl ist meistens riesig. Ob Unterkünfte, Restaurants, Shopping, Sehenswürdigkeiten.. man hat die Qual der Wahl (zumindest solange man sich in gut besiedelten Gegenden aufhält).
- Entertainment: Unterhaltung wird in den USA groß geschrieben. Wer hier nicht weiß, was er machen soll, dem ist wahrscheinlich auch anderswo nicht zu helfen. Sightseeing-Touren, Las Vegas Shows, Konzerte, Stand Up Comedy, eine unerschöpfliche Auswahl an TV-Sendern, Netflix.. you name it.
- Success Stories: Der amerikanische Traum lebt. Bei den meisten Leuten sieht es zwar nicht danach aus. Aber Erfolg ist möglich. Ob im Business, Musik, Film.. was auch immer.. es gibt Tausende Erfolgsgeschichten.
- Unkompliziert: Vieles ist unkompliziert, alles geht schnell. Den Mietwagen suche ich mir in der Garage selbst aus, den Zahnarzttermin organisiere ich per E-Mail, Checkin und -out dauert meist nur Sekunden, im Nationalpark bekomme ich bei der Einfahrt das Rundum-Infopaket usw.
- Oberflächliche Kommunikation: Den Amerikanern wird ja oft vorgeworfen, sie seien oberflächlich. Mag sein. Ich muss mich aber nicht darüber aufregen, dass niemand hören will, wie es mir geht, obwohl mich jeder fragt, wie es mir geht. Anderswo will es auch niemand wissen. Es fragt halt nur niemand, so dass es nicht auffällt, dass es keiner wissen will. Akzeptiere, dass "how are you doing" nichts weiter ist als "hello" and you'll be fine.
- Natur: Vor dieser Reise kannte ich von den USA fast nur Großstädte mit ihren positiven und negativen Seiten. Aber die USA haben auch eine erstaunliche Vielfalt an wunderschöner Natur zu bieten.
- Mit Geld ist alles möglich: Solange Du Deine Kreditkarte dabei hast, ist nichts unmöglich. Das kann man an anderer Stelle sicherlich auch kritisieren, aber es ist äußerst bequem.
- Ladenöffnungszeiten: So ein hässliches deutsches Wort, das es doch sicher nur gibt, weil die Öffnungszeiten so unflexibel und eingeschränkt sind ;-) In den USA gilt meist: 24/7. Nationale Feiertage? Da geht die Post ab. Das sind die umsatzstärksten Tage des Jahres (Weihnachten + Labor Day)
- Kundenservice: Ich finde es ja eigentlich unfair, Deutschland ständig als Servicewüste zu beschimpfen. Auch in Leipzig hört man das oft. Nach sechs Wochen USA muss ich das aber wohl mal überdenken. Auch schlechter Service ist hier noch besser als in den meisten deutschen Lokalitäten. Hier wird Dir jeder Wunsch von den Augen abgelesen (auch Wünsche, die man noch gar nicht in den Augen hatte) und Unfreundlichkeit kenne ich schon kaum noch. Wenn ich schlechte Bewertungen bei Yelp oder Tripadvisor lese, die sich auf den Service beziehen, denke ich mir noch: Ist doch normal ;-)
- Nationalparks: Ich bin schwer angetan von den Nationalparks. Nicht nur wegen der Natur, sondern des Gesamtpakets. Klar, man muss zum Teil schon ordentlich zahlen ($10-$25), um die Highlights zu sehen, aber es ist alles super aufbereitet. Zu jedem Park gehört ein Visitor Center mit ausführlichen Informationen, kostenlosem Kartenmaterial und oft auch Filmvorstellungen. Außerdem gibt es "Ranger Talks" für weiterführende Infos und Hiking Trails für fußlahme und ambitionierte Wanderer.
- Wifi-Verfügbarkeit: Hier können wir uns in Deutschland eine dicke Scheibe abschneiden. In mehr als sechs Wochen und etwa 20 Unterkünften hatte ich überall Wifi und zwar kostenlos - selbst auf den Zeltplätzen. Gut, der Empfang war nicht immer ideal und manchmal quälend langsam, aber eine Unterkunft ohne gratis Wifi hat auf dem Markt wohl keine Chance. Auch viele Cafés bieten gratis Wifi.
- Auslegware: Amerikaner scheinen Auslegware zu lieben. Es geht am Flughafen los und hört nirgends auf. Zuhause bin ich scharf auf Laminat, Parkett oder Dielen. Gibt's hier quasi nicht und fühlt sich irgendwie immer wohnlich an.
- Essen: In manchen Dörfern kann man die Hoffnung aufgeben, aber meistens findet sich tatsächlich gutes Essen. Vor allem Yelp ist eine wahnsinnig gute Hilfe, auch in heruntergekommenen Gegenden die Perlen zu finden. Meistens ist es deutlich teurer als Fast Food, aber auch um ein Vielfaches besser. Ich mag z.B. Fresca San Francisco (der beste Burger), Walnut Prawns, Fish Taco, bin gern mal bei Whole Foods unterwegs und mag auch Ketten wie The Cheesecake Factory (dachte noch jemand das sei eine Big Bang Erfindung? ;-) ) oder Chipotle (obwohl das eher Fast Food ist).
Ich bin mir sicher, ich würde auch noch einiges mehr finden, das mir gefällt. Aber die Liste ist lang genug und jetzt ist erstmal Schluss. Es gibt schließlich auch noch Dinge, die mir weniger gefallen.
- Nettopreise: Meistens sind nur Nettopreise ausgewiesen. Was Du siehst, ist also selten das, was Du bezahlst. Manchmal ist es nicht so. Ich habe noch nicht verstanden, in welchen Fällen es brutto ist und wann netto. Ich gehe mittlerweile einfach von netto aus. Es gibt zudem auch keine einheitliche Mehrwertsteuer (ok, so einheitlich ist sie bei uns auch nicht), sondern verschiedene Steuern - je nachdem was ich gerade kaufe oder bewohne. In jedem Staat sind sie natürlich auch unterschiedlich. Das ist alles nicht sehr kundenfreundlich. Das einzig gute daran ist: Die Steuern liegen meist deutlich unter 19% ;-)
- Essen: Was, schon wieder Essen? Ja, in manchen Gegenden kann es sehr einseitig werden. Wer gerade in Navajo oder ähnlichen Dörfern strandet, hat Pech gehabt. Da gibt's dann eben nur Fast Food. Eine Kette, die ich wirklich überall finde: Subways. Es gibt wohl kein Dorf ohne Subways. Leider stehe ich nicht besonders auf Subs. Klar ist natürlich: Auch in größeren Orten essen wirklich viele Menschen wirklich viel Fast Food. Aber das ist wenigstens nicht mein Problem.
- Werbung: Wohin man schaut: Werbung. Auf TV habe ich schon gar keine Lust mehr, da jeder Film oder jede Serie komplett zerstückelt wird. Im Autoradio nervt Werbung erst recht. Von Plakatwänden fange ich gar nicht erst an. Manch eine Werbung kann ich mitsprechen, obwohl ich versuche, ihr aus dem Weg zu gehen: "Ask your doctor about 5-hour-energy. We've already asked 3.000". Lustigerweise hat sich Jerry Seinfeld in seiner Show 2-3 Minuten über 5-hour-energy lustig gemacht. "Who needs only 5 hours of energy?? Nobody works from 8am to 1 pm" ;-) Vor allem geht es fast ausschließlich um Versicherungen und Medikamente. Und nach dem Spot für Medikamente kommt der Spot der Rechtsanwälte, mit deren Hilfe du die Hersteller der Medikamente verklagen sollst. AAaaahh!
- Komplizierte Einreise: Die Einreise nervt jedes Mal. Es ist nicht wirklich schlimm, aber willkommen fühlt man sich auch nicht. Erst die ESTA-Anmeldung, dann Befragungen von grummeligen Beamten, Fingerabdrücke, Foto. Und dann dieses mal dieser Mexiko-Mist.
- Radikalität in Politik und Religion: Ein bisschen politisch oder ein bisschen religiös gibt's wohl nicht. So scheint es zumindest. Wir befinden uns ja gerade mal wieder mitten im Wahlkampf. Das habe ich vor vier Jahren schon einmal erlebt (da war ich gerade in Florida). Dieses mal schalte ich fast immer ab. Ich kann's nicht mehr hören. Immer der gleiche Mist. Achja: Wahlwerbespots sind auch Highlights. "I'm Barack Obama and I approved this message.."
- Vieles ist heruntergekommen: Sieht man auf Bildern oder im TV oft nicht, aber vieles ist wirklich heruntergekommen. Es gibt wirklich schöne kleine Städte und auch schöne Orte in großen Städten, das sind dann aber auch die, die viel besucht werden. Ist man in weniger touristischen Gegenden unterwegs oder ein wenig abseits der Zentren, sieht's schon mal düster aus.
- Vermeintliche Freiheit: Freiheit steht ja hier über allem. Alle wollen frei sein, ich auch. Aber Freiheit hat seine Grenzen, nämlich dann, wenn ich mit meiner eigenen Freiheit die Freiheit eines anderen einschränke. Die Leute wollen frei sein, ihre eigenen Waffen zu tragen - setzen andere damit aber einem Risiko aus. Nicht umsonst gibt's hier Tausende Tote durch Waffengebrauch jedes Jahr. Die Leute wollen frei sein, selbst zu entscheiden, ob sie eine Krankenversicherung brauchen. Damit verhindern sie aber auch, dass andere eine bekommen, die es sich nicht aussuchen können. Leute wollen frei sein, selbst zu entscheiden, ob sie Cola aus 2-Liter-Eimern trinken wollen. Allerdings sind viele Leute nicht so verantwortungsbewusst, das sein zu lassen, sondern belasten am Ende das Gesundheitssystem.
- Werfen Geld zum Fenster heraus: Viele Menschen hier leben wirklich verschwenderisch. Da werden Fotos für $20 Dollar gekauft, die man im Zoo übergeholfen bekommt oder Souvenirs auf der USS Midway für $100 und mehr (Kitsch). Ich verstehe auch nicht, wie ständig alle ins Parkhaus fahren oder Valet-Parketing nutzen, wenn ich nur 100 Meter weiter kostenfrei parken kann (aber eben 100 Meter laufen muss).
- Hotelfrühstück: Wenn ich schon "Complimentary Continental Breakfast" lese, weiß ich Bescheid, dass ich mich besser selbst um Frühstück kümmere. In der Hälfte der Motels gibt's kein Frühstück (meinetwegen auch OK für den Preis), in der anderen Hälfte gibt's Donuts und Froot Loops mit Kaffee. Mit Frühstück hat das nichts zu tun.
- Obsession mit Kartoffeln: Amerikaner scheinen besessen von Kartoffeln in jeder Form. Ob French Fries, Seasoned Fries, Cheese Fries, Hash Browns, Potato Wedges, Mashed Potatoes, Baked Potatoes: Der Teller ist meist zu 2/3 voll mit Kartoffeln. Nach Möglichkeit, versuche ich, das zu substituieren.
- Obsession mit Eis: Ein Getränk im Glas ohne Eis existiert quasi nicht. Nur einmal wurde ich gefragt, ob ich Eis im Glas haben möchte. Sonst wird das Glas bis zum Anschlag mit Eis gefüllt und dann mit dem eigentlichen Getränk aufgefüllt. Auch jedes noch so kleine Motel hat eine Eismaschine. Wenn es auch sonst nichts gibt: Eine Eismaschine ist immer in der Nähe.
- Werbeaussagen: Hier ist man ja wesentlich liberaler was Werbeaussagen angeht. Vergleichende Werbung ist schon mal gar kein Problem, nervt aber. Vor allem stört: "It's good for you". In jedem noch so üblen abgepackten Essen findet sich irgendeine Zutat, die es dann erlaubt, zu sagen: "it's good for you" :D
- Drive Thru: Drive Thrus sind sehr bequem, machen aber auch sehr bequem. Jedes Fast Food gibt's im Drive Thru, Kaffee bei Starbucks, ja sogar einige Bankschalter sind Drive Thru. Irgendwann ist auch mal gut mit Convenience.
Wie in jedem Land gibt es also viele Gegensätze. Kein Land ist nur gut oder nur schlecht. Das merkt auch irgendwann jeder Auswanderer :)
Hi Patrick,
geiler Blog! :)
Ich reise bald nach New York und habe ein (mittlerweile SIM-freies) iPhone 4.
Empfiehlst Du, vor Ort eine Prepaidkarte zu kaufen, damit ich dort unterwegs surfen kann?
Hi Pierre,
ich hatte damals noch ein gelocktes iPhone dabei, daher habe ich mir keine SIM Karte geholt.
In jedem Motel gab’s ordentliches Wifi. Damit kam ich gut zurecht. Selbst auf Campingplätzen war ich online, aber nicht allzu schnell.
Vielleicht holte ich mir beim nächsten Besuch im Sommer trotzdem eine SIM. Hab aber noch keine Erfahrungen.
Hallo Patrick,
ich habe mir gerade mal alles durchgelesen und danke dir für die aufgelisteten Punkte im Artikel. Jetzt weiß ich schonmal, worauf ich mich einzustellen habe, wenn ich hoffentlich bald in die USA reise :)
Grüße,
Oliver
Ladenöffnungszeiten: So ein hässliches deutsches Wort, das es doch sicher nur gibt, weil die Öffnungszeiten so unflexibel und eingeschränkt sind ;-) In den USA gilt meist: 24/7. Nationale Feiertage? Da geht die Post ab. Das sind die umsatzstärksten Tage des Jahres (Weihnachten + Labor Day)
Ja super schöne schopping welt…Familienzeit gleich null wenn mann bzw frau 2 jobs haben muss weil sonst das geld nicht reicht ……………..aber haupsache shopping rund um die uhr für leute die von 8 bis 16 uhr arbeiten und das wochenende mit der famielie verbringen können…ich hoffe das es die hässlichen deutschen unflexiblen eingeschränkten LADENÖFFNUNGSZEITEN noch recht lange in Deutschland gibt.